In der Diskussion mit den Teilnehmenden wurde deutlich: Die Möbelhersteller fordern vom Gesetzgeber schnellstmögliche Klarheit über die konkreten Anforderungen an den digitalen Produktpass.
Unter dem Titel „Perspektivwechsel beim digitalen Produktpass – Mehr Chance als Regulatorik für die Möbelbranche“ diskutierten am 10. Oktober 2025 rund 80 Expertinnen und Experten in Köln über die Potenziale des digitalen Produktpasses (DPP). Eingeladen hatten die Verbände der Deutschen Möbelindustrie (VDM) gemeinsam mit den Verbänden der Holz- und Möbelindustrie Nordrhein-Westfalen (VHK NRW). Ziel der Veranstaltung war es, die Chancen des strukturierten Datensatzes entlang der gesamten Wertschöpfungskette aufzuzeigen – von der Produktion über den Handel bis hin zum Endkunden.


Jan Kurth, Geschäftsführer der Verbände der Deutschen Möbelindustrie, und Olaf Plümer, Geschäftsführer des Daten Competence Center (DCC), betonten in ihrer Begrüßung: „Wir möchten dazu beitragen, dass die Möbelbranche den digitalen Produktpass nicht nur als regulatorische Pflicht, sondern vor allem als strategisches Werkzeug für eine nachhaltige Unternehmensentwicklung begreift.“
Der digitale Produktpass wird im Rahmen der EU-Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte (ESPR) eingeführt. Ab 2030 soll er für jedes Möbelstück wesentliche Informationen zu Komponenten, Materialien, Reparierbarkeit, Ersatzteilen und fachgerechter Entsorgung enthalten. Ziel ist es, Transparenz, Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft zu fördern.
Nina Stock, Oberregierungsrätin im Referat Digitalisierung/Industrie 4.0 des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, hob hervor, dass der digitale Produktpass zu einem zentralen Schlüssel für nachhaltige Geschäftsmodelle werden könne: „Wer ihn heute klug einsetzt, spart morgen nicht nur Kosten, sondern gewinnt Märkte, Kunden und Vertrauen.“
Über den Stand der Umsetzung auf EU-Ebene informierte Franziska Zibold, Referentin der Generaldirektion Binnenmarkt, Industrie, Unternehmertum und KMU der Europäischen Kommission. Die Einführung erfolgt gestaffelt: Ab Februar 2027 startet der Roll-out mit großen Batterien, weitere Produktgruppen – darunter Möbel – folgen sukzessive. Ergänzend plant die EU-Kommission technische Leitfäden und Open-Source-Tools zur Unterstützung der Unternehmen bei der Erstellung und Validierung der digitalen Produktpässe.
Wie der DPP bereits in der Praxis eingesetzt wird, erläuterte Christoph Attila Kun, Produktmanager bei BASF für die Einheit „Digital Data Chain“. Er zeigte auf, wie der Produktpass Prozesse im Informationsmanagement und in der Lieferkette effizienter gestalten kann. Thomas Rödding, Chief Executive Officer der Narravero GmbH, und Dirk Schroeder, Senior Sales Executive bei Narravero, betonten die Vorteile im Marketing und Kundenservice durch gezieltere Datennutzung.
Auch Alexander König, Senior Manager Sustainability bei GS1 Germany GmbH, stellte Praxisbeispiele aus der Konsumgüterbranche vor und verdeutlichte, wie der digitale Produktpass Transparenz, Kreislaufwirtschaft und Kundenerlebnisse verbessert. Alexander Rhetz, Head of Quality and Compliance Management bei Otto, unterstrich die Bedeutung gemeinsamer Standards und übergreifender Ansätze, um den DPP erfolgreich in bestehende Prozesse zu integrieren.
Das Konsortium Furniture-X, in dem sich Industrie, Handel und Digitalwirtschaft zusammengeschlossen haben, präsentierte Lösungsansätze zur branchenweiten Umsetzung. Patrick Sönke, Managing Director der Integrated Worlds GmbH, und Peter Jürgens, Chief Information Officer der Polipol-Holding sowie DCC-Vorstandsvorsitzender, zeigten, wie durch digitale Schnittstellen eine engere Kommunikation zwischen Industrie und Handel möglich wird.
Abschließend forderten Vertreterinnen und Vertreter der Möbelindustrie klare Vorgaben von der EU, um Planungssicherheit zu schaffen. „Wir als Möbelverbände haben die wichtige Aufgabe, die Inhalte und praxisgerechte Umsetzung des digitalen Produktpasses aktiv mitzugestalten“, erklärte Jan Kurth.
Der DPP gilt damit nicht mehr nur als regulatorische Herausforderung, sondern als zukunftsweisendes Instrument zur Stärkung von Nachhaltigkeit, Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit in der Möbelbranche.
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