Der Mittelstandsmonitor 2025, herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft Mittelstand, zeigt in seiner aktuellen Ausgabe eine ernüchternde Bestandsaufnahme der deutschen Wirtschaft. Nach 2024 legt die Untersuchung erneut eine analytische Bewertung der Lage kleiner und mittlerer Unternehmen vor. Auf einer Skala von minus drei bis plus drei wird die Gesamtsituation mit dem Wert minus zwei als kritisch eingestuft. Fünf Themenfelder stehen im Mittelpunkt: Infrastruktur, Fachkräfte und Unternehmertum, Energiepolitik, das regulatorische Umfeld sowie Steuern.
Infrastruktur: Brücken, Netze, Modernisierungslücke
Der deutsche Mittelstand ist auf eine verlässliche Verkehrsinfrastruktur angewiesen. Doch die aktuelle Bilanz der Autobahn GmbH zeigt: Der Modernisierungsstau bleibt bestehen. Trotz geplanter Steigerungen wächst das Defizit bei der Brückensanierung weiter. Der Mittelstand fordert daher eine langfristig gesicherte Finanzierung, eine Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren und eine stärkere Einbindung kommunaler Ebenen.
Neben Straßen und Brücken spielt die digitale Infrastruktur eine immer größere Rolle. Die Einstufung des Glasfaser- und Mobilfunkausbaus als Vorhaben von überragendem öffentlichen Interesse wird positiv bewertet. Dennoch bleibt der Handlungsdruck hoch. Nur mit leistungsfähigen Verkehrs- und Datennetzen können Wettbewerbsfähigkeit, Transformation und Standortqualität langfristig gesichert werden – auch für die Küchen-, Möbel- und Innenausbaubranche, die auf funktionierende Lieferketten und digitale Prozesse angewiesen ist.
Fachkräfte und Unternehmertum: Engpässe bremsen Wachstum
Die Fachkräftesituation bleibt angespannt. 2025 verzeichnet die Bundesagentur für Arbeit im Jahresdurchschnitt rund 635.000 offene Stellen – ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr, aber weiterhin ein gravierendes Defizit. Demografischer Wandel, hohe Lohnnebenkosten und unzureichende Integration ausländischer Fachkräfte erschweren die Lage.
Gleichzeitig droht eine Welle von Unternehmensnachfolgen: Zwischen 2022 und 2026 stehen rund 190.000 Betriebe zur Übergabe an, etwa 40.000 mehr als in der vorherigen Fünfjahresperiode. Der Mittelstandsmonitor fordert eine Stärkung der dualen Ausbildung, eine Entbürokratisierung der Fachkräftezuwanderung und eine offensive Förderung von Gründungen und Unternehmertum.
Für handwerklich geprägte Branchen wie Küchen- und Innenausbauunternehmen ist der Fachkräftemangel besonders spürbar – von qualifizierten Monteuren bis zu Planungs- und Projektprofis.
Energiepolitik: Kosten als Wettbewerbsrisiko
Die Energiekosten in Deutschland liegen weiterhin deutlich über dem internationalen Durchschnitt. Während die Bundesregierung an einem technologieoffenen Transformationspfad festhält, bleibt die Preisbelastung hoch. Steigende Großhandelspreise, CO₂-Kosten und Netzentgelte setzen insbesondere mittelständische Betriebe unter Druck.
Der Mittelstandsmonitor fordert eine Ausweitung der Stromproduktion, den Ausbau von Speichertechnologien und eine Senkung der Stromsteuer auf EU-Mindestniveau. Nur so kann der Umstieg auf erneuerbare Energien wirtschaftlich tragfähig gestaltet werden. Für produzierende und handwerksnahe Branchen sind stabile Energiekosten Voraussetzung für Planungssicherheit und Investitionsbereitschaft.
Regulatorisches Umfeld: Bürokratie als Wachstumsbremse
Der jährliche bürokratische Erfüllungsaufwand liegt in Deutschland inzwischen bei 27,1 Milliarden Euro – ein erneuter Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Trotz des Vierten Bürokratieentlastungsgesetzes fehlt eine spürbare Trendwende. Studien des ifo Instituts beziffern die wirtschaftlichen Verluste durch überbordende Regulierungen auf bis zu 146 Milliarden Euro jährlich.
Der Mittelstand fordert daher den konsequenten Abbau von Berichtspflichten, schnellere Verfahren und eine bessere Proportionalität in der Finanzaufsicht. Auch auf EU-Ebene sollen Bürokratiereduktion und praxisnahe Regularien Vorrang erhalten. Für kleinere Betriebe im Innenausbau ist das entscheidend: weniger Verwaltung, mehr Zeit für Kunden und Projekte.
Steuern: Hohe Belastung, langsame Entlastung
Die Steuerlast für Unternehmen bleibt mit rund 30 Prozent unverändert hoch. Erst ab 2028 soll eine stufenweise Senkung des Körperschaftsteuersatzes erfolgen. Für viele kleine und mittlere Betriebe kommt diese Entlastung zu spät. Hinzu kommt die wachsende Komplexität des Steuerrechts – bedingt durch internationale Vorgaben und häufige Anpassungen.
Der Mittelstandsmonitor fordert daher eine umfassende Unternehmenssteuerreform, eine Ausweitung der Verlustverrechnung und eine deutliche Vereinfachung der steuerlichen Bürokratie. Nur so können Investitionen, Innovationen und Wettbewerbsfähigkeit langfristig gesichert werden.
Der Mittelstandsmonitor 2025 zeigt: Der Handlungsdruck auf die Politik wächst. Infrastruktur, Fachkräfte, Energie, Bürokratie und Steuern – in allen Bereichen braucht der Mittelstand dringend verlässliche und wachstumsfördernde Rahmenbedingungen. Nur wenn der Reformstau aufgelöst wird, kann der Mittelstand auch künftig Motor für Innovation und Beschäftigung bleiben – und damit Rückgrat der deutschen Wirtschaft und der gesamten Wertschöpfungskette im Bereich Bauen, Wohnen und Einrichten.
PDF-DOWNLOAD Mittelstandsmonitor 2025
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