Das KfW-55-Haus bei Günzburg in der Nähe von Ulm ist das erste Mehrfamilienhaus aus dem 3D-Betondrucker und zudem auch das größte jemals gedruckte Haus Europas.
Alle Wohnungen im gedruckten KfW-55-Haus bereits vermietet
Mit dem Mehrfamilienhaus in Wallenhausen ist ein Pilotprojekt erfolgreich zu Ende gegangen, welches Beweist, dass ein Haus aus dem 3D-Betondrucker funktionieren kann. Auf 380qm Fläche sind 3 Etagen mit fünf Wohnungen entstanden, welche alle, bis auf die Musterwohnung im Erdgeschoss, bereits vermietet sind. Trotz des Modernen Bauverfahrens wurde das Haus in einem klassischen Stil erbaut und mit Gauben. Fensterläden und einem Steildach mit Biberschwanz-Dachziegeln ausgestattet. Zu jeder der vier Zweizimmerwohnungen gehört ein Kellerraum und eine Terrasse. Nur die Vierzimmer-Dachgeschoss-Wohnung verfügt auch über einen Keller. Neben den Kellerabteilen befindet sich ein gemeinsamer Waschraum und der Technikraum mit Heizungsanlage und Haustechnik ebenfalls im Kellergeschoss.
Die neuen Mieter sind angetan: „Ich fand es total spannend, als einer der Ersten in einem Haus aus einem 3D-Drucker zu wohnen“, erzählt Felix Jehle, der eine Zweizimmerwohnung in dem Mehrfamilienhaus im Ortskern bezogen hat. „Eigentlich lebt man hier aber nicht anders als in jedem anderen modernen Neubau. Nur an der Außenfassade des Hauses und im Wohnzimmer, wo man als Designelement noch ein Stück der gedruckten Wand unverputzt sehen kann, erkennt man, dass das Haus anders ist als alle anderen.“
Hohe Planungssicherheit, schnelle Fertigstellung, große Designfreiheit
Ein großer Vorteil ist die Planung. Der Drucker muss nur mit den CAD-Daten des geplanten Objekts ‚gefüttert‘ werden und kann dann mit dem Drucken beginnen. Durch das chronologische Abarbeiten der Dateien kann der Bau Schritt für Schritt genau Geplant und berechnet werden. Dank der hohen Druckgeschwindigkeit von bis zu einem Meter pro Sekunde, kann dann innerhalb von 48 Stunden ein Einfamilienhaus fertig gedruckt sein. Eine sehr starke Zeitersparnis kann durch die genaue Planung des Gebäudes im CAD-Programm ermöglicht werden. Der Drucker kann direkt alles Aussparungen und Kanäle herausdrucken, sodass sie nicht im Nachhinein noch aus den Wänden gebrochen werden müssen.
Auch die langen Trocknungs- und Wartezeiten fallen dadurch weg, welches die nachfolgenden Gewerke exakter planen lässt. „All dies führt zu einer nicht unerheblichen Zeitersparnis und macht den Gebäudedruck zu einer tollen Alternative zu Fertighäusern“, ist Fabian Rupp überzeugt.
Die Designfreiheit ist für Architekten und Planer dadurch gegeben, dass sowohl geschwungene oder gerade Wände, als auch glatte oder raue Oberflächen ausgewählt und gedruckt werden können. Ohne großen Mehraufwand können Überhänge einfach mitgedruckt werden und müssen nicht wie sonst üblich mit einer Sonderschalung angebracht werden. Durch all diese Punkte ermöglicht der 3D-Betondruck eine material- und kostensparende Bauweise und ist dadurch ein nachhaltiges Bauverfahren.
Die Zukunft wird gedruckt
In Kooperation mit der Firma PERI aus dem benachbarten Weißenhorn wurde das Haus errichtet. PERI ist international einer der der größten Hersteller und Anbieter von Schalungs- und Gerüstsystemen und verkauft und vermietet seit 2020 auch Betondrucker. Bei dem Haus bau in Wallenhausen kam ein 3D-Betondrucker des Typs COBOD BOD2 zum Einsatz. Mit einem Drucker des gleichen Typs möchten die Brüder Rupp dann in Zukunft auch in ihrer Firma zukünftig Häuser drucken und werden gleich mit einem Teil ihrer neuen Firmenzentrale damit beginnen.
Trotz seines revolutionären Bauverfahrens, ist die Form und Optik des Hauses doch sehr klassisch gehalten um sich in das Ortsbild gut einzufügen.
Mit Fensterläden und Giebeln aus Holz wird die Fassade aus dem 3D-Betondrucker optisch ergänzt. Die klassische Anmutung wird durch die Gauben du Biberschwanz-Dachziegel des modernen, im KfW-55-Standard erbauten Mehrfamilienhauses vervollständigt.
In der Musterwohnung zeigen die Bauherrn die vielfältig gestalterischen Möglichkeiten eines 3D-Betondrucks. Als Stilelement blieb beispielsweise eine Wand im Essbereich unverputzt. Mit dem Betondruck sind jede Form und jedes Design möglich, dies beweist auch der Esstisch. Sein Sockel ist ebenfalls aus dem Betondrucker und somit ein Unikat.
Mehr über Rupp-Gebäudedruck
Auch interessant dazu:
Anzeige