Wie können wir in der digitalen Welt architektonische Kraftorte erschaffen? Der Architekt DaeWha Kang, ehemaliger Senior Associate der bekannten Architektin Zaha Hadid, hat zahlreiche internationale Preise gewonnen und Museen und Konzerthallen entworfen. Nun hat er eine einzigartige Galerie im Metaverse eröffnet, mit der er die zeitlosen Werte der physischen Architektur ins Digitale überträgt.
Die Kooperation zur Schaffung der mystischen Galerie „AGORA“ entstand mit Jinha Lee, Mitbegründer von «Spatial». Spatial.io ist eine Plattform in virtueller Realität, in der sich Avatare in Echtzeit unterhalten und gemeinsam arbeiten können. Die Schweizer Künstlerin Sarah Montani zeigt dort ihre Skulpturen des Jahres 2022, welche sie in Zusammenarbeit mit ihrem Cousin Joey Montani realisiert hat – und ist begeistert. Im Interview verraten beide, welchen Reiz die virtuelle Galerie für sie ausmacht.
Was war Ihre Motivation, eine Galerie für das Metaverse zu entwerfen?
DaeWha Kang: Bis jetzt habe ich Gebäude in Stein und Mörtel gebaut. Virtuelle Erfahrungen nehmen in unserem Alltag einen immer größeren Stellenwert ein. Deshalb benötigen wir Menschen, die sich voll dafür einsetzen, dass wir auch im Metaverse ein gutes Erlebnis haben. Wann stiftet Design Sinn? Wenn es durchdacht ist, uns inspiriert und uns zum Staunen bringt? Schlussendlich soll Design einen positiven Einfluss auf uns haben. Gebaute Architektur ist ein sehr teures Unterfangen, und deshalb haben wir einen engen Kundenstamm. Die Idee, meine Arbeit mehr Menschen zugänglich zu machen, fasziniert mich.
DaeWha Kang, was sind die Schlüsselkomponenten, um einen Kraftort im Metaversum zu schaffen?
DaeWha Kang: Wir sind noch dabei, das herauszufinden! Der erste und wichtigste Punkt für mich: die Gemeinschaft. Es sind sinnhafte Inhalte und Interaktionen, die virtuelle Räume anziehend und interessant machen. Daher glaube ich, dass alles mit den Menschen und ihren Geschichten beginnt. Es geht dann darum, diese in eine visuelle Sprache zu übersetzen. Es gibt auch viele technische Überlegungen – wie die Grösse der Dinge, die Orientierung und wie man das Beste aus der Technologie herausholt.
Sarah Montani, warum in der Galerie «AGORA» ausstellen?
Sarah Montani: Die Galerie ist einzigartig in ihrer Erscheinung. Sie ist spielend zu navigieren und ist zudem mit einer einfachen Möglichkeit, einen Avatar zu integrieren, versehen. Das gibt den Besuchenden das Gefühl, wirklich in einer Galerie zu sein. Und für mich als Ausstellerin ist es schlicht faszinierend, dort Besucher aus aller Welt zu begrüßen: Sie können einfach in die Galerie reinlaufen und wir können uns – teils in gebrochenem Englisch – austauschen und begegnen.
DaeWha Kang, wie wichtig sind Avatare?
Obwohl ich Architekt bin, glaube ich nicht, dass es nur um den physischen Raum geht. Ich denke, der Avatar ist sehr wichtig. Es ist wichtig, sich durch seine Kleidung und seinen Körper auszudrücken. Das Erlebnis fühlt sich viel persönlicher und verkörperter an. Und auch ein starker Inhalt ist wichtig. Der Raum muss weiter so gestaltet sein, dass die Menschen sich selbst ausdrücken können, ohne von der Architektur erdrückt zu werden. Gleichzeitig muss man etwas sehr Auffälliges und Einprägsames schaffen. Es gilt also ein Gleichgewicht zu finden.
DaeWha Kang, was sind die neuen Möglichkeiten des Web3?
Ich glaube, dass Web3 das Design für einen breiteren Teil der Gesellschaft öffnen wird. Und das ist eine gute Sache! Das Magische am Design ist, dass wir uns etwas vorstellen können, das es noch nicht gibt, und es dann in die Realität umsetzen. Im gesamten Bereich des Web3-Designs und des Metaverse gibt es so viele unbeantwortete Fragen, die darauf warten, gelöst zu werden. Es ist wunderbar, dass so viele von uns zusammenarbeiten, um sich diese neue Grenze menschlicher Erfahrung vorzustellen.
Sarah Montani, was bietet Ihnen das Metaverse?
Es ist atemberaubend, die Werke, Bilder und Skulpturen in dieser Umgebung zu erleben. Ich kann mir vorstellen, dass wir in Zukunft oft zwischen der reellen Welt und dem Metaverse switchen werden. Möglicherweise werden wir im Metaverse auch die wesentlichen Beziehungen pflegen, die unsere Identität ausmachen.
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