Fotocredits: Ralph Richter
Im Düsseldorfer Medienhafen ist im November 2023 mit The Cradle ein bahnbrechendes Leuchtturmprojekt entstanden. Als erstes Holzhybrid-Gebäude Düsseldorfs, geplant von HPP Architekten in Zusammenarbeit mit der The Cradle GmbH & Co. KG, setzt es neue Standards für nachhaltiges und kreislauffähiges Bauen. Realisiert nach dem Cradle-to-Cradle®-Prinzip, ist das sechsstöckige Bürogebäude vollständig auf Zirkularität, Materialgesundheit und CO₂-Reduktion ausgelegt.
The Cradle als Pionierprojekt: Erstregistrierung auf Madaster
Als erstes Gebäude in Deutschland wurde The Cradle auf der Madaster-Plattform registriert – ein wichtiger Schritt für die transparente Dokumentation aller verbauten Materialien als digitale Materialpässe. Highlight des Designs ist die integrale Fassade aus massivem Lärchen-Schichtholz, die nicht nur als tragendes Element fungiert, sondern gleichzeitig Verschattung bietet. Entwickelt im 3D-Modell mit Knippershelbig und Transsolar, wurde sie von Derix ausgeführt, das sich im Sinne der Kreislaufwirtschaft zur Rücknahme der Elemente am Ende des Lebenszyklus verpflichtet hat.
Dank des Einsatzes von rund 2.300 m³ Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft konnten bereits bei Bauausführung rund 1.900 Tonnen CO₂ eingespart werden – das entspricht etwa 50 % weniger Emissionen im Vergleich zu konventioneller Bauweise.


Beton im Kreislauf: R-Beton und materialbewusste Ausführung
Neben Holz wurde auch beim Beton auf Zirkularität geachtet: Für den Gebäudekern und die Decken kam R-Beton mit einem Anteil von bis zu 45 % recycelter Abbruchmaterialien zum Einsatz. Wo Primärbeton verwendet wurde, achtete man auf Trennbarkeit und Schadstofffreiheit, um die Wiederverwendbarkeit künftig zu sichern. Das Ziel: ein positiver Materialfußabdruck, insbesondere im Umgang mit den endlichen Ressourcen Sand und Kies – wie es Projektverantwortlicher Antonino Vultaggio (HPP) betont.

Circular Thinking bis ins Detail: GROHE als nachhaltiger Partner
Auch die Innenausstattung folgt dem Prinzip der Zirkularität. In den Bädern wurden Produkte von GROHE verbaut – darunter die Eurosmart Armaturen und das Tempesta 100 Brausestangenset, beide Cradle-to-Cradle Certified® Gold. Diese Produkte bestehen aus gesundheitlich unbedenklichen Materialien, lassen sich zu über 50 % wiederverwerten und werden mit mindestens 50 % erneuerbarer Energie produziert. Zusätzlich sorgt die SilkMove ES-Technologie für Warmwassereinsparung und damit für eine weitere Reduktion des Energieverbrauchs und CO₂-Ausstoßes.

Politische Weichenstellungen und wirtschaftliche Relevanz
Die Bedeutung von Projekten wie The Cradle wächst – nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich. Laut einer Umfrage der Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS) berichten über die Hälfte der befragten Expert:innen in Europa von einem deutlichen Anstieg der Nachfrage nach grünen Immobilien. Nachhaltigkeitszertifikate und gebäudespezifische Materialdaten – wie sie The Cradle liefert – können künftig also einen erheblichen Einfluss auf den Immobilienwert haben.
Wesentlicher Treiber ist jedoch die Politik: Mit dem „Green Deal“ der EU soll Europa bis 2050 klimaneutral werden – mit einer vollständig zirkulären Wirtschaft. Auch Deutschland plant mit der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS), die bis Ende 2024 verabschiedet werden soll, gesetzliche Vorgaben für das kreislaufgerechte Bauen. Eine Auseinandersetzung mit diesem Thema ist deshalb nicht nur sinnvoll, sondern unumgänglich für alle Akteure der Baubranche.
https://www.bmuv.de (Bundesumweltministerium)
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