„Jede neue Situation verlangt eine neue Architektur.“(Jean Nouvel, Architekt) – Thomas und Chris Finckh planen und verwirklichen in ihren Büros Finckh architekten bda, Stuttgart und Esslingen, Bauwerke, die sowohl architektonisch als auch ökologisch auf ganzer Linie überzeugen.
Die Einzigartigkeit der von ihnen konzipierten Gebäude entsteht durch den unmittelbaren Zuschnitt der Immobilie auf die Persönlichkeit der Bewohner und den Ort ihrer Entstehung. Das Credo der beiden Architekten ist klar definiert: „Unsere Architektur entwickelt sich ausschließlich aus der Aufgabe und dem Kontext des Ortes.“
Ob Monolith, Tiny-House für Senioren, Kinderhaus oder Hausboot, für seine einzigartige Leistung wurde das Architekturbüro Finckh bereits mehrfach von der Architektenkammer Baden-Württemberg ausgezeichnet. Mit begründet liegt dieser Erfolg sicherlich auch in Thomas und Chris Finckhs hoher Offenheit in der Wahrnehmung von Mensch und Umgebung sowie in ihrer steten Bereitschaft, sich gleichermaßen mit Neuem und Bewährtem auseinanderzusetzen, um durch die entsprechende Symbiose beider Parameter ihrer architektonischen Aufgabe in gesellschaftlicher und ökologischer Verantwortung zusammen mit technischer Kompetenz gerecht zu werden. Das unterstreichen die Aussagen von Thomas Sixt Finckh, den wir baten, uns einige Fragen zum Thema energetisches Bauen zu beantworten:
Herr Finckh, welche Ausstattungsmerkmale verbinden Sie als Architekt mit dem energetischen Bauen?
„Das energetische Bauen beginnt bereits mit den ersten Gedanken und Skizzen“, stellt Thomas Sixt Finckh fest. „Eine optimale Ausrichtung der Räume und ein sinnvolles Öffnen und Schließen der Fassaden sind wichtige Grundlagen für die Nutzung natürlicher Ressourcen. Außerdem sehr wichtig ist die thermische Trägheit eines Gebäudes, um ein schnelles Überhitzen und Auskühlen der Innenräume zu vermeiden und auch die Dämmeigenschaft und das Feuchteverhalten der Außenbauteile sowie eine möglichst CO2-freie, autonome Energieproduktion.“ Nachhaltige Materialien spielen eine tragende Rolle.
Welche Werkstoffe werden Ihrer Auffassung nach die Zukunft des privaten Bausektors prägen?
Thomas Sixt Finckh: „Für mich ist etwas nachhaltig, wenn es über einen großen Zeitraum mit überschaubarem Wartungsaufwand funktioniert. Das sind in der Regel qualitative, sortenreine Materialien, die mit viel Liebe und hoher handwerklicher Qualität erstellt werden, schön altern und dadurch lange erhalten bleiben. Sehr spannend sind auch Materialien, die auf den ersten Blick nicht nachhaltig erscheinen aber es dennoch sind! Wie z.B. die von uns an mehreren Projekten bereits realisierten, transluzenten Fassadenelemente aus Polycarbonat. Eine sehr leichte, industriell gefertigte und in nur zwei Arbeitsgängen zu errichtende Außenwand, die durch ihre transluzente Eigenschaft einen hohen, passiven Solar- und Lichtenergieertrag generiert, einfach zu demontieren und vollständig als Rohstoff für die Produktion neuer Elemente zu recyclen ist. Man sollte immer den gesamten Lebenszyklus des Materials betrachten.“
Ein Thema, das derzeit bewegt, ist das der „richtigen“ Heizungsvariante. Welche würden Sie empfehlen?
Thomas Sixt Finckh: „Es hat sich herausgestellt, dass sich die Investition einer Geothermie-Wärmepumpe, die überwiegend mit selbst produzierter Energie aus einer in die Architektur integrierten PV-Anlage betrieben wird, durch niedrige monatliche Betriebskosten sich schnell bezahlt macht.“
Heizung, Beleuchtung und Sicherheitssystem lassen sich mittlerweile auch smart steuern. In welcher Form bringen Sie smarte, energiesparende Lösungen mit in die von Ihnen geplanten Immobilien ein? „In einem sehr überschaubaren Ausmaß. Komplexe Systeme sind teuer und anfällig; Systemfehler, Ausfälle einzelner Komponenten und Fehlbedienungen häufig. Der Energieverbrauch ist nicht zu unterschätzen“, erläutert Thomas Sixt Finckh. „Zudem spielt die Ungewissheit mit, ob in einigen Jahren noch Ersatzteile verfügbar sind oder die komplette Anlage ausgetauscht werden muss, was sehr unnachhaltig wäre … eben eine schnell entwickelnde und wandelnde Branche.“
Urbanisierung, hohe Grundstücks- und Mietpreise: Welche Bedeutung kommt dem Thema Raumgröße und der räumlichen Aufteilung in privaten Immobilien zu?
Thomas Sixt Finckh: „Von Jahr zu Jahr nimmt die Pro-Kopf-Wohnfläche in Deutschland zu, auf zuletzt 47,7qm im Jahr 2021. Dabei ist nicht die Größe, sondern die Qualität der Räume für das Wohlbefinden verantwortlich. Wir müssen endlich umdenken, weg von der Quantität hin zur Qualität, auch hinsichtlich der Erstellungs- und Betriebskosten. So müssen Schlafzimmer keine Säle sein, denn man zieht sich zum Schlafen zurück: „Ich geh in meine Koje!“ Oder Küche kann einfach ein Schrankelement sein, in dem Essen zubereitet wird. „Weniger ist mehr!“ ein Satz des Architekten Ludwig Mies van der Rohe aus den 1920er Jahren, heute so aktuell wie damals.“
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