Immer mehr Menschen zieht es raus in die Natur. Gleichzeitig nimmt jedoch das eigene Zuhause einen wachsenden Stellenwert ein. Durch das raffinierte Spiel mit Außen- und Innenbereich, bei dem die Grenzen immer mehr verschwimmen, versuchen Architekten und Innenarchitekten diesen Bedürfnissen Rechnung zu tragen. So gewinnt etwa der Trend zum „zweiten Wohnzimmer“ weiter an Fahrt: Terrasse und Garten werden in unserer Wohnkultur immer wichtiger und mit hochwertigen Möbeln oder top ausgestatteten Outdoor-Küchen aufgewertet. Aus Sehnsucht nach einem Erlebnis von Natürlichkeit und Authentizität scheint nun ein weiterer Wohnbereich nach außen verlagert zu werden: Das Outdoor-Badezimmer. Wo könnte man sich der Natur verbundener fühlen?
Nur so tun als ob oder „echtes“ Outdoor-Badezimmer?
Gesucht wird dabei nicht die Abkehr von der Moderne oder der Zivilisation, sondern vielmehr eine ebenso komfortable Alternative zu ihr. Auf einen gewissen Luxus, wie Toilette und Waschbecken, möchte auch im Outdoor-Badezimmer niemand verzichten. Vom „echten“ Outdoor-Badezimmer mit Sanitärinstallationen für Außendusche und Waschtisch, über einen überdachten Außenbereich, einen Innenhof mit Tauchbecken oder ein Bad mit Terrassenanschluss bis hin zum normalen Innenbadezimmer mit Dschungel-Feeling gibt es unendlich viele Zwischentöne.
„Ein echtes Outdoor-Badezimmer umzusetzen ist zweifellos eine Herausforderung“, weiß Jens J. Wischmann, Geschäftsführer der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft e.V. (VDS). „Im Winter können im Außenbereich installierte wasserführende Produkte nicht genutzt werden, sie müssen gegen Frost gesichert sein. Auch energetisch muss ein mit Warmwasser versorgtes Außenbadezimmer eher kritisch bewertet werden. Auf ein innenliegendes Badezimmer kann man – jedenfalls in unseren Breitengraden – einfach nicht verzichten.“ Wenn man das akzeptiert, bleiben trotzdem noch genug Möglichkeiten, sich den Traum zu erfüllen, meint der Branchenkenner. „Der aufkommende Wunsch nach einem zumindest teilweise realisierten Bad im Außenbereich ist auf jeden Fall ernst zu nehmen“, kommentiert er daher die Trendentwicklung. „Wenn Architektur und Sanitärindustrie hierfür praktikable Angebote entwickeln, bin ich mir sicher, dass sie angenommen werden.“
Architektonische Verbindung zur Natur herstellen
Die Idee eines Outdoor-Badezimmers wird immer mehr zu einem Thema, das Endkunden und Badplaner beschäftigt und nicht nur als originelles Bad im Garten Umsetzung findet, sondern auch Einfluss auf die Gestaltung und die Architektur von „normalen“ Badezimmern insbesondere in Hotel-Bädern nimmt. Doch um den Effekt eines Outdoor-Badezimmers zu erzielen, muss es nicht unbedingt draußen liegen. Bei einem Neubau oder einer Kernsanierung können Badplaner und Architekten eine Verbindung des Badezimmers zum Außenbereich mit relativ konventionellen Mitteln andeuten. So lässt sich schon durch großzügige Glasflächen, Türen oder Fenster ins Grüne oder zu einem bepflanzten Innenhof der Eindruck einer Öffnung des Badezimmers zur Natur erzielen.
Alternativ kann das Outdoor-Badezimmer sehr effektvoll in einem ausrangierten Schuppen oder in einem sogenannten Tiny House untergebracht werden. Wenn dann noch ein Kaminfeuer oder Ofen eingebaut wird, machen die Integration von Wasser und das Spiel mit Wärme und Kälte den Aufenthalt im Outdoor-Badezimmer zu einem emotionalen Erlebnis, in dem verschiedene Elemente wie Wasser, Erde, Luft und Wärme in einmaliger Weise zusammenkommen.
Ein Sommernachtstraum: Außen-Dusche und Waschtisch
Eine fest installierte Außendusche bietet einen echten Mehrwert – gerne auch mit Heiß-/Kalt-Wasseranschluss für Warmduscher. Ein Waschtisch mit Blick in den Garten oder den Wald macht eine Alltagsroutine zum Ritual, das eine Verbindung mit der Natur schafft. Eine Badewanne mit Aussicht oder das Bad unter offenem Himmel bieten ein einmaliges Szenario für Naturliebhaber und Romantiker.
Erlebnis für Fitness-Fans und Naturliebhaber
Für Fitness-Fans bietet das Outdoor-Badezimmer geradezu paradiesische Möglichkeiten. Sei es die Dusche nach der Joggingrunde, ein Platz für die Morgengymnastik und die Abendmeditation oder einfach der Gedanke, sich bei frischer Luft abzuhärten – bei genauerem Hinsehen passt ein Outdoor-Badezimmer perfekt in den Zeitgeist. Auch die Ideen und Anwendungen von Sebastian Kneipp können im Outdoor-Badezimmer leicht umgesetzt werden. Die Wechselwirkung von kaltem und warmem Wasser wird schon durch zwei verschiedene Becken und/oder mit einer speziellen Kneipp-Brause erzielt. In Kombination mit weiteren Anwendungen wird das Outdoor-Badezimmer zum Fitness-Zentrum an der frischen Luft, das auch eine realistische Option für städtische Flachdächer darstellt.
Wellness in Schwimmbad, Whirlpool, Hot Tub und Außensauna
Der Wunsch nach einem privaten Außenpool, Schwimmbad oder – besonders angesagt – einem Naturschwimmteich wächst seit einigen Jahren kontinuierlich und entwickelt sich zum Top-Trend. Ein erhöhtes Gesundheitsbewusstsein, das wachsende Verlangen nach einem authentischen Naturerlebnis, steigende Temperaturen und nicht zuletzt die Corona-Krise lassen den heimischen Pool als Urlaubserlebnis mit Langzeitgarantie erscheinen. In einem Outdoor-Whirlpool wird der Körper sanft von warmem Wasser umschmeichelt und wirkt fast schwerelos; auch noch bei sinkenden Temperaturen. Dies gilt auch für eine Außensauna: Hier macht die Nutzung in der kalten Jahreszeit sogar noch mehr Spaß. Als Mini-Version der Gartensauna liegt derzeit die urig wirkende Fasssauna im Trend. Ein heißes Bad im Garten im ofenbeheizten Badezuber oder Hot Tub – mit der ganzen Familie oder mit Freunden – hat schon fast Kultcharakter.
Aufenthaltsqualität erhöhen
Die Einbeziehung von Pflanzen in das Interior Design eines Badezimmers unterstützt das Gefühl von Nähe zur Natur. Das Einrichtungsthema„Outdoor“ lässt sich auch im innenliegenden Badzimmer gut weitererzählen. Neben Tapeten mit floralen Mustern spielen auch Badezimmer-taugliche Pflanzen eine wichtige Rolle. Auch die Farbe Grün übernimmt beim Interior Design ein wichtige Gestaltungsaufgabe. Der Einsatz von natürlichen Materialien – etwa in Form von Badmöbeln aus Vollholz, durch Verwendung von Holz bei der Wand- und Bodengestaltung, von Keramik und Stein – unterstützt den „grünen“ Gedanken. Aber auch Stilelemente, die auf exotische Kulturen, südliche Länder, ländliches Ambiente oder auf Vorbilder wie historische Wintergärten verweisen, sind geeignete Mittel, um Assoziationsbrücken zu einem naturnahen Leben zu bauen. Mit der Beleuchtung erhält das Outdoor-Badezimmer eine weitere Gestaltungsebene: Zum einen schafft sie im Interior Design Stimmung und Emotionalität; doch auch im Außenbereich kann sie Akzente setzen. Eine Illuminierung von Sträuchern oder Bäumen erweitert das Outdoor-Badzimmer optisch nach außen, und der Garten bekommt in der Dämmerung oder in der Nacht eine zusätzliche Tiefe. Egal, ob innen oder außen: An Ausstattungselementen ist im Outdoor-Badezimmer alles erlaubt, was für den Einsatz auf Terrasse & Co optimiert ist. Wasserfeste Teppiche machen das Outdoor-Badezimmer wohnlicher, spezielle Outdoorlampen bringen am Abend Licht ins Dunkel und eine Hängematte wird zum Lieblingsplatz.
Quelle: Pop up my Bathroom, eine Initiative der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft e.V. (VDS) und der Messe Frankfurt zur ISH.
Auch interessant dazu:
Anzeige