Es geht aufwärts! Das bestätigen die Ergebnisse des RICS Global Construction Monitor (GCM) für das erste Quartal 2024. In Europa ist erstmals eine leichte Erholung sichtbar. Auch in Nord-, Mittel- und Südamerika wurde eine Belebung verzeichnet, und die Bedingungen in MEA sind weiterhin solide. Gebremst wird diese Dynamik jedoch noch immer durch finanzielle Engpässe und einen Mangel an Arbeits- bzw. Fachkräften.
Globaler Bautätigkeitsindex bewegt sich weiter in den positiven Bereich
Auf globaler Ebene verzeichnete der Bautätigkeitsindex (Construction Activity Index, CAI) im ersten Quartal einen Wert von +15, gegenüber +10 beim letzten Mal und damit den positivsten Wert seit Q1 2023.
Die bemerkenswerteste Entwicklung der aktuellen Ergebnisse ist in Europa zu beobachten, wo der CAI zum ersten Mal seit Anfang 2022 wieder leicht im positiven Bereich liegt (Anstieg auf +6 gegenüber -6 im letzten Quartal).
Den stabilsten Wert aller Weltregionen weist die Region Nord-, Mittel- und Südamerika auf: Der CAI stieg hier von +24 in der letzten Umfrage auf +32. Daneben bleibt das Gesamtfeedback in MEA insgesamt solide. Der CAI-Wert erreicht +26 und ist damit gegenüber dem letzten Mal (+27) praktisch unverändert.
Für APAC ergab der CAI in Q1 einen Wert von +7. Obwohl dieser Wert geringfügig niedriger ist als der vorherige Wert von +9, deutet er dennoch auf einen leicht positiven Trend hin.
Dennoch herrscht nach wie vor ein starker Kontrast in den verschiedenen Teilen der APAC-Region. Am schwächeren Ende des Spektrums weist China weiterhin einen besonders negativen CAI-Wert auf, wobei der aktuelle CAI von -30 den schlechtesten Wert aller Zeiten darstellt. Auch in Hongkong (-15) und Neuseeland (-13) bleibt der Stimmungsindikator zurückhaltend.
Dagegen verzeichneten Indien und die Philippinen im ersten Quartal robuste CAI-Werte, was in beiden Fällen mit einem starken Wachstum der Bautätigkeit einhergeht.
In den MEA-Märkten Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Oman und Nigeria werden weiterhin CAI-Ergebnisse verzeichnet, die Wachstum signalisieren. In den Vereinigten Staaten stiegt der CAI auf ein Acht-Quartals-Hoch von +40 (Q4 2024: +23). Eine Verbesserung war ebenfalls in Kanada, Spanien, Deutschland und Großbritannien zu verzeichnen.
Infrastruktur bleibt der Sektor mit den besten Aussichten in allen Regionen
Bei den regionalen Zwölfmonatsaussichten im Bereich Arbeitsauslastung weist der Bereich Infrastruktur weiterhin die jeweils optimistischsten zuversichtlichsten Prognosen auf. Aber auch die anderen Sektoren verzeichnen im Q1 eine Verbesserung.
Insbesondere hat sich die zuvor negative Einschätzung der Auslastung im privaten Wohnungsbau in Europa in den positiven Bereich gedreht. Hier rechnet ein Nettosaldo von +19 % der Befragten nun mit einem Anstieg, vorher waren es -11 %. Auch im privaten Nichtwohnungsbau rechnen die Umfrageteilnehmer auf gesamteuropäischer Ebene in den nächsten 12 Monaten mit einer Zunahme der Bautätigkeit, was sich mit einem Nettosaldo von +15 % im ersten Quartal zeigt (vorher -2%).
Auf globaler Ebene bleiben die Aussichten für die Beschäftigung in der Bauwirtschaft insgesamt weiterhin bescheiden positiv. Hier rechnet ein Nettosaldo von +19 % der Befragten mit einem Anstieg. Eine besonders positive Entwicklung in den nächsten 12 Monaten erwarten die Philippinen, Saudi-Arabien, Nigeria, Oman, Indien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Mauritius und die USA.
Finanzielle Engpässe sind nach wie vor das größte Markthemmnis
Finanzielle Engpässe sind weltweit der am häufigsten genannte Faktor, der als Hindernis für die Bautätigkeit angesehen wird. 68 % der Befragten gaben an, dass der Bau durch diesen Faktor behindert wird. Dementsprechend lag der Nettosaldo für den Indikator für die aktuellen Kreditbedingungen im ersten Quartal bei -17 %. Dieser zeigt, dass das Umfeld für die Kreditvergabe im Laufe des Quartals etwas restriktiver wurde. Dennoch, unterstützt durch die Annahme, dass viele der größten Zentralbanken der Welt im Laufe des Jahres ihre Geldpolitik lockern werden, erwarten per Saldo +16 % der Umfrageteilnehmer eine Verbesserung der Kreditbedingungen in den nächsten 12 Monaten. In Deutschland ging der Anteil derer, die finanzielle Engpässe als Hindernis für die Bautätigkeit ansehen, von 59 % auf 38 % zurück.
Bemerkenswert ist, dass der Anteil der Befragten weltweit, die die Materialkosten als negativen Faktor bewerten, von 63 % auf 65 % stieg. Dieser, zwar sehr bescheidene Anstieg, beendet aber eine Serie von sieben aufeinanderfolgenden Quartalen, in denen sich die Materialkosten etwas zu entspannen schienen. Hierzulande zeigt sich ein anderes Bild:
In Deutschland gaben 31 % an, dass Materialkosten die Bautätigkeit behindern (vormals 47 %). Darüber hinaus bleiben der Fach- und Arbeitskräftemangel weiterhin in vielen Teilen der Welt eine Herausforderung, was sich darin zeigt, dass über 50 % der Befragten angaben, dass dieser Faktor zu einer Einschränkung der Bautätigkeit führt. In Deutschland verzeichnen 69 % einen Arbeitskräftemangel (vormals 71 %), aber der Anteil derer, die einen Fachkräftemangel sehen, ging hingegen von 65 % auf 38 % zurück.
Europa: Erste Anzeichen einer Erholung,
Die europaweiten Ergebnisse für das erste Quartal 2024 zeigen erste Anzeichen einer Erholung, wobei mehrere Kennzahlen erstmals seit über einem Jahr aus dem negativen Bereich in den positiven drehen. Dennoch bleibt das Umfeld zum jetzigen Zeitpunkt fragil, da das da das Wirtschaftswachstum in vielen Teilen Europas nach wie vor gedämpft ist und die Kreditkosten restriktiv bleiben werden, selbst wenn sich die Geldpolitik im zweiten Halbjahr ändern würde.
Bautätigkeitsindex kehrt in den positiven Bereich zurück
In Europa verbesserte sich der Bautätigkeitsindex CAI im ersten Quartal auf +6, nachdem er zuvor bei -6 gelegen hatte. Es ist seit Anfang 2022 damit das erste Quartal, in dem sich der CAI im expansiven Bereich bewegt. Dennoch deutet ein Wert, der nahe bei Null liegt, zum jetzigen Zeitpunkt nur auf eine bescheidene Erholung hin. Im ersten Quartal drehten in Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien und Spanien die jeweiligen CAI-Werte aus dem negativen in den positiven Bereich. Dies ist ein deutlicher Stimmungsumschwung im Vergleich zu dem durchweg negativen Bild, das sich über weite Teile des Jahres 2023 zeigte. Spanien verzeichnete dabei den deutlichsten Umschwung. Hier stieg der CAI von einem Wert von -5 im letzten Quartal auf +29. In Deutschland stieg der CAI von -21 auf +12. Irland und Italien verzeichneten zum zweiten Mal in Folge CAI-Werte von über +20. Frankreich ist nun der einzige europäische Markt, der einen negativen CAI-Wert aufweist, auch wenn der Q1-Wert von -7 etwas weniger negativ ausfällt als der vorherige Wert von -12.
Aussichten für die Arbeitsauslastung verbessern sich auf breiter Basis
Die Zwölfmonatserwartungen für die Arbeitsauslastung haben sich europaweit in allen Sektoren im Vergleich zum Vorquartal verbessert. Dabei ist der Infrastruktursektor weiterhin mit einem Nettosaldo von +38 % führend. Auf Länderebene sind die Befragten in Spanien und Deutschland besonders optimistisch in Bezug auf ein zukünftiges Wachstum der Infrastrukturtätigkeit. Demnach wird in Deutschland ein Nettosaldo von +50 % erreicht.
Auf gesamteuropäischer Ebene bewegten sich zudem die Zwölfmonatserwartungen sowohl im privaten Wohnungsbau als auch im Gewerbebau im ersten Quartal in den positiven Bereich. Dies ist eine bemerkenswerte Veränderung nach einer Reihe von durchweg negativen Prognosen für die Arbeitsauslastung in beiden Bereichen über das gesamte Jahr 2023 hinweg. Außerdem wird in fast allen europäischen Märkten mit einer Erholung des Arbeitsaufkommens in den nächsten 12 Monaten gerechnet. Ausnahmen bilden die Niederlande und Deutschland. In den Niederlanden geht ein Nettosaldo von -33 % weiterhin von einer negativen Entwicklung der Neubautätigkeit im Wohnungsbau aus. In Deutschland prognostiziert ein Nettosaldo von -8 % der Befragten einen Rückgang der Bautätigkeit im Gewerbebau. Dennoch verbesserte sich der Wert von vormals -40 %. Auch der Wert für den Bereich privater Wohnungsbau verbesserte sich in Deutschland. Hier stieg der Nettosaldo von -58 % auf +22 %.
Stabilisierung der Gewinnspannen erwartet
In Europa lag der jüngste Nettosaldo für die Gewinnmargenerwartungen in den nächsten 12 Monaten bei +3 % (vormals -13 %). Dies ist das erste Mal seit 2021, dass dieser Indikator über Null liegt. Allerdings signalisiert der aktuelle Wert eher eine Stabilisierung der Gewinnspannen und nicht etwa einen Anstieg. In Deutschland allerdings stieg der Nettosaldo der Befragten, die für die kommenden 12 Monate eine Verbesserung der Gewinnmargen erwarten, von -6 % auf +31 % deutlich.
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