Die Menschen in Europa stehen vor einer kombinierten Wohnungs- und Energiekrise, die soziale Ungleichheiten verschärft. Der Zugang zu bezahlbarem Wohnraum wird durch steigende Mieten und Energiepreise erschwert. Das vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) koordinierte und von der EU geförderte Projekt „PREFIGURE“ zielt darauf ab, diese vielschichtige Krise zu bewältigen. Die Forschenden untersuchen, wie Innovationen die Ungleichheiten und die Energiearmut beseitigen können. Ziel ist es, wirksame wohnungspolitische Maßnahmen zu identifizieren und nachhaltige Veränderungen zu fördern.
Herausforderungen der Energiearmut
Energiearmut bedeutet, dass Haushalte grundlegende Energiedienstleistungen wie Heizen, Kühlen, Beleuchtung, Kochen und Strom nicht bezahlen können. Ursachen können geringes Einkommen, hohe Energiekosten oder schlechter Gebäudestandard sein. Professor Michael Janoschka vom Institut für Regionalwissenschaft des KIT betont, dass der Mangel an erschwinglichem Wohnraum und steigende Energiekosten soziale Ungleichheiten und Energiearmut verschärfen. Renovierungen bestehender Wohnungen könnten die Lage verschärfen, weshalb PREFIGURE den Zugang zu bezahlbarem und nachhaltigem Wohnraum verbessern will.
Innovationsansätze und politische Lösungen
Das Projekt PREFIGURE untersucht, wie soziale, politische und wirtschaftliche Innovationen zur nachhaltigen Sanierung von Wohnraum beitragen können, ohne die Bezahlbarkeit zu gefährden. Ziel ist es, gerechtere und ökologisch nachhaltigere Wohnlösungen in Europa zu schaffen. Das Team analysiert, wie Eigentümer und Mieter finanzielle Anreize für energieeffiziente Umbauten annehmen und wahrnehmen.
Das MobiLab, ein mobiles Mitmachlabor des KIT, ermöglicht den Austausch mit Bürgern über energetische Sanierung und Energiearmut. Die erarbeiteten Lösungen werden an lokale und regionale Entscheidungsträger weitergegeben, um fundierte Entscheidungen zu fördern.
Interdisziplinäre Ansätze zur Lösung der Krise
PREFIGURE integriert Disziplinen wie Humangeografie, Architektur, Stadtplanung und Stadtsoziologie, um komplexe Themen wie Wohnungsungleichheit und Energiearmut zu verstehen. Urbane Politische Ökologie und Ökonomie sollen dabei helfen, die Zusammenhänge zwischen Wohnen, Energieeffizienz und sozialer Ungleichheit besser zu verstehen. Das Projekt untersucht die alltäglichen Konsequenzen energetischer Sanierungen und vergleicht gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen sowie die ökologischen Vorteile nachhaltigen Bauens und Wohnens.
Michael Janoschka betont, dass politische Entscheidungsträger, Zivilgesellschaft und andere Interessengruppen eingebunden werden, um einen gemeinschaftlichen Ansatz zur Bewältigung von Wohnungs- und Energiefragen zu fördern. Ziel ist es, Innovationen aufzuzeigen und politische Maßnahmen zu empfehlen, die erschwinglichen, zugänglichen und energieeffizienten Wohnraum sichern.
Präsentation und Budget des Projekts
Die Forschenden stellen das Projekt auf der Thessaloniki International Trade Fair (T.I.F) im September 2024 vor. PREFIGURE läuft von April 2024 bis März 2027 und verfügt über ein Gesamtbudget von rund drei Millionen Euro.
Weitere Infos: www.kit.edu
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