Auch die Miele Gruppe spürt die weltweit gesunkene Nachfrage nach Hausgeräten und die starken Preiserhöhungen. Um gegenzusteuern, hat das Unternehmen ein umfassendes Programm gestartet, um Strukturen, Prozesse und Kosten zu verbessern. Die Geschäftsleitung gab bekannt, dass bis 2026 ein zusätzlicher finanzieller Spielraum von etwa 500 Mio. Euro geschaffen werden soll. Dies soll größtenteils durch Umsatzsteigerungen oder die Reduktion von Material- und Sachkosten erreicht werden. Allerding sei auch eine erhebliche Senkung der Personalkosten unvermeidlich . Dies könnte weltweit zu einem Abbau von bis zu 2.700 Stellen oder Verlagerungen führen. Die Umsetzung soll sozialverträglich gestaltet werden.
Nach drei wachstumsstarken Jahren in Folge verzeichnet die Hausgerätebranche als Ganzes für das Jahr 2023 ein weltweit rückläufiges Geschäft.
Neben dem Ende der coronabedingten Sonderkonjunktur haben sich hier vor allem die wirtschaftlichen Folgen des Ukrainekriegs ausgewirkt. Und anders als bei früheren Abkühlungen der Märkte macht sich dies besonders im Premiumsegment bemerkbar. In diesem Umfeld ist der vorläufige Umsatz der Miele Gruppe um etwa 9 Prozent zurückgegangen; bei den verkauften Stückzahlen beträgt der Rückstand zum Vorjahr etwa das Doppelte.
Anzeichen für eine baldige Erholung der Märkte sind nicht in Sicht. Gleichzeitig sorgt die hohe Inflation für deutlich höhere Kosten auf der Beschaffungsseite, etwa für Material und Energie, sowie bei den Tarifentgelten.
„Was wir derzeit erleben, ist keine vorübergehende Konjunkturdelle, sondern eine nachhaltige Veränderung der für uns relevanten Rahmenbedingungen, auf die wir uns einstellen müssen“, so die Geschäftsleitung der Miele Gruppe. Deshalb werde man schnell und entschlossen handeln, um aus dieser herausfordernden Situation gestärkt hervorzugehen. Den Rahmen hierfür liefert eine konzernweite Kosten- und Effizienzinitiative mit der Bezeichnung
„Miele Performance Program“,
gerichtet auf die Strukturen, Prozesse und Kostenpositionen in allen Bereichen. Zur nachhaltigen Sicherung der Wirtschaftlichkeit soll bis 2026 ein zusätzlicher finanzieller Handlungsspielraum von ca. 500 Mio. Euro erschlossen werden, davon mehr als zwei Drittel durch Verbesserungen auf der Umsatzseite sowie Reduktion bei den Material- und Sachkosten.
Aber auch bei den Personalkosten müssen deutliche Einsparungen erreicht werden, nachdem in den wachstumsstarken Jahren seit 2019 in erheblichem Umfang Kompetenzen und Kapazitäten zusätzlich aufgebaut wurden. Der veränderten Marktlage folgend, sind nun jedoch Anpassungen unausweichlich. Betroffen sind nach derzeitiger Planung weltweit bis zu 2.000 Stellen, und dies vorwiegend in den sogenannten indirekten Bereichen, also nicht an den Produktionsmaschinen und Montagelinien.
Verlagerung weiterer Teile der Wachmaschinenproduktion nach Polen
Zudem sind erhebliche Anstrengungen notwendig, um die Wäschepflege bei Miele, die sich in einem scharfen und stark preisgetriebenen Wettbewerb befindet, wieder auf eine wirtschaftlich tragfähige Basis zu stellen. Hierfür arbeitet die Business Unit Laundry an einer noch kundenorientierteren Produktstrategie, einer schlagkräftigeren Vermarktung und der Reduzierung von Komplexität. Darüber hinaus ist es nach dem derzeitigen Stand der Planungen aus Kostengründen jedoch unvermeidbar, weitere Teile der Gütersloher Waschmaschinenproduktion sowie produktionsnaher Bereiche in das Miele-Werk im polnischen Ksawerów zu verlagern.
Vorbehaltlich der Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretungen ist nunmehr geplant, dass in Stufen bis 2027 fast alle Waschmaschinen für den Haushalt in Ksawerów montiert werden. Insgesamt würden im Werk Gütersloh dadurch etwa 700 Stellen schrittweise entfallen.
Die übrigen Teile der dortigen Geräteproduktion wie Presswerk, Gießerei oder Bearbeitung der gegossenen Teile wären davon nicht erfasst, sondern verblieben bis auf Weiteres in Gütersloh. Dies gilt auch für die Montage der Waschtrockner und der Kleingewerbemaschinen.
Stellenkürzungen so sozialverträglich wie möglich
Rechnet man die beschriebenen Maßnahmen zusammen, wären demnach potenziell 2.700 von derzeit etwa 23.000 Stellen betroffen. „Das sind schwerwiegende Schritte, und uns ist sehr bewusst, dass dies viele Kolleginnen und Kollegen hart treffen wird“, betont die Geschäftsleitung weiter. Doch nur so werde es gelingen, Miele in eine erfolgreiche Zukunft zu führen – als starkes und unabhängiges Familienunternehmen mit konsequenter Premiumausrichtung sowie der notwendigen Ertragskraft in allen Bereichen.
Welche Bereiche in welchem Umfang von personellen Einschnitten betroffen sein können, steht noch nicht fest, da die Details hierzu in den kommenden Monaten weiter auszuarbeiten und mit den Sozialpartnern zu verhandeln sind. Der potenzielle Stellenabbau in der genannten Höhe bedeutet aber nicht, dass auch nur annähernd so viele Kündigungen zu erwarten sind. Auch darauf wies die Geschäftsleitung hin: „Miele wäre nicht Miele, wenn der jetzt bevorstehende Umbau nicht so sozialverträglich wie möglich und in enger Abstimmung mit den Arbeitnehmervertretungen gestaltet würde.“ Wie angekündigt, setze man dabei auch auf einen konstruktiven Dialog mit der IG Metall.
Strategische Investitionen in eine erfolgreiche Zukunft
Im Jahr des 125-jährigen Bestehens ist ein weiteres erklärtes Ziel, die Zeichen wieder auf Wachstum zu stellen. Hierfür kann Miele auf seine starke Marke bauen, auf einen in der Branche einzigartigen Premium- und Qualitätsanspruch, begeisternde Produkte und engagierte und kreative Teams in 50 Ländern. „Wir sind ein Familienunternehmen, das nicht in Quartalen denkt, sondern in Generationen“, bekräftigt die Geschäftsleitung in ihrem Ausblick auf die kommenden Jahre. Demgemäß investiere Miele konsequent weiter in seine strategisch wichtigen Projekte. Aktuelle Beispiele sind etwa die Entwicklung der neuen Produktgenerationen, der Bau eines zusätzlichen Werkes in den USA, die vollständige Übernahme des Grillspezialisten Otto Wilde – und das angestrebte Joint Venture mit der Metall Zug AG zur Stärkung der Medizintechnik bei Miele.
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