Mit Anträgen auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung, die beim Amtsgericht Hechingen gestellt werden, will der Vorstand der ALNO AG die zum Jahresbeginn eingeleitete Sanierung fortsetzen und den Turnaround absichern.
Drei Mal hatte die Alno AG bislang den Jahresabschluss für 2016 verschoben. Als nächsten Termin hatte man den 14. August festgesetzt. Dabei hatte das Unternehmen erst vor kurzem mitgeteilt, dass der Umsatz in den ersten fünf Monaten 2017 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,8 Prozent gefallen sei, was einen Einbruch des Aktienkurses um über 50 Prozent nach sich zog. Heute stellte der Vorstand der Alno AG einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung.
Mit in den Insolvenzantrag eingebunden sind die Tochtergesellschaften Gustav Wellmann GmbH & Co. KG und Alno Logistik & Service GmbH. Alle übrigen in- und ausländischen Tochtergesellschaften einschließlich der Pino Küchen GmbH seien davon nicht betroffen. Der Geschäftsbetrieb, so heißt es in der Pressemeldung, laufe unverändert weiter, die Mitarbeiter sind über das Insolvenzgeld abgesichert.
Die seit Anfang 2017 umgesetzten Restrukturierungsmaßnahmen im ALNO Konzern zeigen, so das Unternehmen, nach den ersten fünf Monaten bereits Erfolge: Unter anderem konnte der operative Fehlbetrag (EBITDA vor Restrukturierung) nach vorläufigen Zahlen per Mai 2017 im Inland um 8,7 Mio. Euro auf -1,3 Mio. Euro reduziert werden (Jan-Mai 2016: -10,0 Mio. Euro).
Dennoch ist der Vorstand aufgrund der hohen Finanzverbindlichkeiten und der damit verbundenen Zinsbelastung gehalten, den Schritt des Antrags auf Eigenverwaltung zu gehen. Zuletzt konnte in den mit potenziellen Investoren und Gläubigern geführten Verhandlungen keine Einigung erzielt werden.
Mit dem Antrag verfolgt der Vorstand gemeinsam mit dem Aufsichtsrat das Ziel, die 2012 mit dem sogenannten ESUG („Erleichterung der Sanierung von Unternehmen“) eingeführten Vorteile zu nutzen und das Unternehmen nach Abschluss der Sanierungsmaßnahmen fortzuführen. Die bisherige starke Marktposition als einer der größten inländischen Küchenhersteller soll gesichert werden.
Sollte das Amtsgericht ein vorläufiges Verfahren in Eigenverwaltung eröffnen, bleibt der Vorstand unverändert in der Geschäftsführung und ist voll handlungsfähig. Vorstandchef ist bis dato Christian Brenner, der Ende Mai Max Müller abgelöst hatte. Er gilt als Vertreter des Großaktionärs Tahoe Investors, hinter dem die bosnische Unternehmerfamilie Hastor steht. Tahoe hält direkt und indirekt 43,1 Prozent an Alno und hat die Mehrheit im Aufsichtsrat.
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