Die elektronischen Handelsformen im Internet betreffen auch die Möbelindustrie. Grund genug, um sich mit dieser Vertriebspraxis intensiv auseinander zusetzen. Die Verbände der Holz- und Möbelindustrie Nordrhein-Westfalen e.V., Herford nahmen sich des Themas an und initiierten kurzer Hand den Workshop "Onlinehandel mit Möbeln"
Ob Unternehmen, die ausschließlich via e-Commerce im Distanzhandel tätig sind oder alteingesessene, stationäre Möbelhäuser – E-Marketing scheint innerhalb kurzer Zeit ein "must have" geworden zu sein.
"Online" als Vertriebskanal für Möbel
Dr. Lucas Heumann stellte in seinem Einführungsvortrag fest, dass die Möglichkeiten, Onlinehändler gezielt von der Belieferung auszuschließen, begrenzt, ja kartellrechtlich beinahe ausgeschlossen zu sein scheinen.
Referent Winfried Tietze von der gleichnamigen Unternehmensberatung aus Neuss schilderte in seinem Referat "Siegeszug des Onlinehandels" einige Hintergründe des Onlinegeschäfts. Die Umsätze im stationären Handel, so der Marktkenner, seien zwar volatil, stiegen jedoch im Distanzgeschäft. Ein Grund: drei Viertel aller Deutschen sind online, weltweit sind es 2,75 Mrd. Menschen und jährlich kommen 250 Millionen hinzu.
Noch gibt es keine exklusiven Online-Sortimente
45 Mio. Deutsche (2013) nutzen Onlineportale zum elektronischen Einkauf. Nur 15 Prozent der Kernzielgruppe im Altersbereich 30 bis 70 Jahre schließen Onlinegeschäfte explizit für sich aus. Wickelte der Distanzhandel 2012 bereits 10 Prozent aller Handelsumsätze in Deutschland ab, explodiert der Anteil jetzt offenbar.
Für die Möbelbranche wird bei vorsichtigen Annahmen ein Umsatzanteil von e-Commerce von 20 Prozent im Jahr 2020 prognostiziert, so Winfried Tietze. Geringere Personal-, Lager-, Miet- und Vertriebskosten fördern diese Entwicklung auf Anbieterseite. Faktoren wie geringe Preise, Rundum-Verfügbarkeit, Sortimentsumfang, (Frei-)Hauslieferung sowie umfassende Kommunikation ziehen Endkunden ins Netz. Derzeit gibt es über 30 ausschließlich auf Möbel spezialisierte elektronische Plattformen, insgesamt tummeln sich etwa 350 Möbel-Anbieter im Internet.
Online-Handel erfordert andere Logistiklösungen
Das erläuterte Martin Wieland, Leiter Marketing von Hermes Einrichtungsservice, Löhne, unter dem Titel "Endkundenlogistik als Erfolgsfaktor" an. Hermes sieht sich als Marktführer im 2-Mann-Handling von 4 Mio. Sendungen pro Jahr, abgewickelt über 46 Standorte. Von besonderer Bedeutung ist auch mit Blick auf die Möbelindustrie das zentrale B2B-Warenhaus in Löhne.
Eine neue logistische Lösung wäre z.B. die Anlieferung vom Hersteller zum Hermes-Warenhaus und von Hermes an die Kunden – B2B an den stationären Handel oder an Online-Logistikzentren, B2C auch direkt zum Endkunden, So Martin Wieland. Die Vorteile scheinen bestechend: Wegfall des Rampenproblems, Entlastung bei der Fahrerrekrutierung, kurze Laufzeiten bundesweit, keine Mindestbestellmengen, minimale Schäden und Retouren durch die Logistik sowie eine sehr umfassende Kalkulationssicherheit.
Die sich anschließende Diskussion machte nicht nur den Referenten und Veranstalter deutlich, dass das Thema "online" bei den teilnehmenden Industrieunternehmen von hohem Interesse ist.. Dabei gilt es, Chancen und Risiken unternehmensspezifisch abzuwägen. Dabei besteht zweifelsfrei besteht noch längerfristig umfassender Informations- und Beratungsbedarf.
Auch interessant dazu:
Anzeige