Vorarlberger Beschlägehersteller erwirtschaftet 24,7 % Umsatzplus
Das global agierende Familienunternehmen Blum schließt das Wirtschaftsjahr 2020/21 per Stichtag 30. Juni 2021 mit einem Gruppenumsatz von 2.376,75 Mio. Euro ab. Das entspricht einem Umsatzanstieg von 24,7 Prozent oder 470 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahr. Getragen wurde die positive Umsatzentwicklung von der große Nachfrage nach hochwertigen Küchen und Möbeln im eigenen Zuhause. Allerdings zeigen sich Rohstoffknappheit, vor allem bei Stahl, und eine angespannte Lieferkette als enorm herausfordernd.
Obwohl während der Lockdowns die Möbelgeschäfte teilweise von langen Schließungen betroffen waren, stieg die Nachfrage im Bereich Wohnen und Einrichten weltweit an. Die Märkte Westeuropas verzeichneten dabei ein starkes Wachstum, insbesondere Italien, Frankreich, UK und Deutschland. Große Zuwächse gab es auch in Osteuropa, wie etwa in Polen, Russland, Tschechien und der Türkei. Auch die nordamerikanischen Märkte entwickelten sich gut. Umsatzwachstum gab es zudem in den Märkten in Asien und Ozeanien – China hat erneut stark dazu beigetragen. Ein positives Jahr verzeichneten ebenfalls Afrika, Südamerika sowie der Nahe und Mittlere Osten.
Der Beschlagsspezialist beliefert Kunden in mehr als 120 Märkten – seit Frühjahr 2021 zählen mit der Neugründung von Blum Indonesien weltweit insgesamt 33 Tochtergesellschaften und Repräsentanzen zum Unternehmen. Um nah bei den Kunden zu sein, habe sich gerade die internationale Ausrichtung durch die lokalen Organisationen und Verkaufsteams auf der ganzen Welt während der Pandemie als besonders wichtig erwiesen, ist Geschäftsführer Philipp Blum überzeugt.
Die Umsatzverteilung der Blum-Gruppe ist im Vergleich zum Vorjahr konstant geblieben. „Wir erwirtschaften nach wie vor den größten Teil unseres Umsatzes, nämlich 44 %, in unserem Heimmarkt, der Europäischen Union“, informiert Philipp Blum. Die USA bleiben mit einem Anteil von 13 % der größte Einzelmarkt, die anderen Märkte weltweit tragen 43 % zum Gesamtumsatz bei.
Mitarbeitende als wesentlicher Erfolgsfaktor
„Die große Nachfrage nach Küchen und Möbeln und somit nach Blum-Produkten ist mehr als erfreulich, stellt uns aber, besonders im Produktionsumfeld, vor extreme Herausforderungen“, bilanziert Geschäftsführer Martin Blum. Ein großes Dankeschön gelte dabei den weltweit 8778 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (davon 6551 in Vorarlberg). Deren Zusammenhalt, Einsatzbereitschaft und Flexibilität haben maßgeblich dazu beigetragen, dieses außergewöhnliche Jahr zu bewältigen.
„Für unsere hochautomatisierten und technologisch anspruchsvollen Prozesse sind gut ausgebildete Fachkräfte unerlässlich. Deshalb sehen wir die eigene Ausbildung als eine langfristige Investition in unseren Wirtschaftsstandort“, betont Philipp Blum. Die duale Ausbildung bleibe für das Unternehmen ein zentraler Faktor bei der Ausbildung von Facharbeitern und Facharbeiterinnen. Mit 1. September starten 93 neue Lehrlinge ihre Ausbildung bei Blum in Vorarlberg, acht junge Menschen in den USA und zwei in Polen. Insgesamt bildet der Hersteller an drei Standorten 410 Lehrlinge aus.
Die kurzfristigen Verwerfungen rund um Corona hatten auf die Einstellungszahlungen keinen Einfluss“, betont Philipp Blum. Die Anzahl der jährlich eingestellten Lehrlinge richte sich nach einer mittelfristigen Bedarfsplanung aus den Werken.
Kontinuierliche Investitionen in Vorarlberg und weltweit
Zudem setze man in den langfristigen und kontinuierlichen Ausbau der eigenen Produktionskapazitäten. Das gelte sowohl für den Ausbau der Standorte als auch für Maschinen und Anlagen. Dabei brauche der Aufbau von Produktionskapazitäten einen Vorlauf von mehreren Monaten. Aus diesem Grund erfolgten die Investitionen in einer langfristigen Planung, erläutert Philipp Blum. Die weltweiten Gesamtinvestitionen des Unternehmens für das vergangene Wirtschaftsjahr liegen bei 259 Mio. Euro, davon 176 Mio., bzw. 68 Prozent in Vorarlberg. „Durch die langfristigen Planungen waren wir überhaupt in der Lage, dieser unerwartet starken Nachfrage bestmöglich zu begegnen“, so Martin Blum. Die Erweiterung im Werk 4 in Bregenz wird noch im Sommer in Betrieb genommen. Im Werk 6 in Gaißau ist der Start für den Ausbau der Produktion und des Hochregallagers bereits erfolgt, die Inbetriebnahme ist für Mitte 2023 geplant. „Vorarlberg bleibt mit den acht Werken unser Haupt-Produktionsstandort“, informiert Martin Blum. Zusätzlich zum Ausbau der acht Blum-Werke in Vorarlberg, gewännen jedoch auch die internationalen Standorte zunehmend an Bedeutung. „Wir gehen dort mit der Produktion zum Markt, wo dies aufgrund der lokalen Nachfrage logistisch sinnvoll ist“, betont die Geschäftsführung. Blum fertigt derzeit in den geographischen Großräumen Europa, USA, Brasilien und künftig auch in China, wo mit der Fertigstellung des neuen Werkes Anfang 2022 zu rechnen sei.
Die hohe Nachfrage und ihre Auswirkungen
Der massive Bedarf in der Küchen- und Möbelbranche sowie anderen Industrien führt seit Monaten zu einer enormen Verknappung bei Rohmaterialien wie Stahl. „Auch unsere Kunden müssen derzeit leider länger auf unsere Produkte warten“, bedauert Martin Blum und ergänzt: „Nur durch die teilweise angepassten Lieferzeiten ist es uns möglich, die rapide gestiegene Nachfrage aus den Märkten zu bedienen. Die kontinuierliche Versorgung unserer Kunden steht bei uns grundsätzlich immer an erster Stelle.“
Erschwert werde die Erfüllung dieses Anspruchs durch die Verknappung von Rohmaterial – allem voran Stahl. Zudem seien die Lieferketten nach wie vor angespannt. Durch den sprunghaften Anstieg der Nachfrage in unterschiedlichsten Branchen, seien die Puffer innerhalb der Lieferketten leer. Damit schlage jedes Versorgungsproblem sofort auf die gesamte Kette durch – vom Rohmaterial bis zum Endprodukt. Hinzu komme die rasante Preisentwicklung bei den Rohmaterialien und den Transporten. Der Stahlpreis habe sich innerhalb eines halben Jahres nahezu verdoppelt, aber auch Kunststoff, Verpackungen, Zink oder Aluminium seien von massiven Preissteigerungen betroffen.
Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich im Transportwesen: „Da die lückenlose Versorgung unserer Kunden erste Priorität hat, müssen wir diese Preisentwicklungen mittragen.“ Durch die partiell massiven Preiserhöhungen auf Seiten der Materialbeschaffung sei man gezwungen, diese zumindest teilweise an die Kunden weiterzugeben, versuche dies jedoch moderat zu tun. Auch wenn die Situation aktuell sehr herausfordernd sei, sorgten langjährigen Partnerschaften mit Lieferanten zumindest für eine gewisse Stabilität, ist Martin Blum überzeugt.
Innovationen sichern die Zukunft
Auch in einem turbulenten Wirtschaftsjahr sieht Blum die laufenden Innovationen bei den Produkten und Services als Versicherung für die Zukunft. Die fehlenden persönlichen Kundenkontakte oder die Messen, die coronabedingt abgesagt wurden, seien alles andere als erfreulich, denn: „Unsere Produkte müssen im wahrsten Sinne des Wortes begriffen werden. Das haptische Erlebnis spielt eine maßgebliche Rolle“, betont Philipp Blum .
Doch mit der hybriden Veranstaltung „Blum CONNECTS“ im Rahmen der Weltleitmesse Interzum nutzte das Familienunternehmen digitale Technologien – in einer Kombination aus lokalen Veranstaltungen bei den Marktorganisationen und digitalen Elementen präsentierte der Beschlägehersteller seine Innovationen weltweit seinen Kunden. „Revego“, das Pocketsystem als Lösung zum Verschließen großer Fronten ist erstmals bei verschiedenen Kunden im Einsatz und bietet individuelle Gestaltungsmöglichkeiten für kleine und große Räume. Für minimalistisches Design steht „Aventos HKi“, ein Beschlag, der selbst beim Öffnen kaum sichtbar ist. Auch dem Trend nach dunklen und metallischen Oberflächen kommt Blum bei den Möbelbeschlägen nach. „Wir versuchen, die Designwünsche unserer Kunden nach mehr Individualität in Küchen und Möbeln mit unseren Beschlagslösungen zu unterstützten“, berichtet Philipp Blum.
Ausblick auf das kommende Wirtschaftsjahr
Im Hinblick auf die Corona-Thematik blicke man optimistisch in die Zukunft. Die Pandemie sei zwar noch nicht vorbei, aber man gehe davon aus, dass mit der steigenden Durchimpfungsrate weitere Lockdowns und damit größere Verwerfungen ausbleiben sollten. Zudem sei man optimistisch, dass die Bededutung der eigenen vier Wände für die Verbraucher weiter anhalte und damit auch die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Möbeln und Küchen. Wie sich die privaten Ausgaben mit den wiedergewonnenen Freiheiten neu ordnen werden, bleibe abzuwarten.
Nach Einschätzung der Geschäftsführung werden die internationalen Lieferketten sowie die Verfügbarkeit beim Rohmaterial noch länger so angespannt bleiben. „Wir hoffen, dass dies nicht zu weiteren Domino-Effekten führt“, betont Philipp Blum. Ein Blick zurück zeige, dass solche rasanten Entwicklungen selten ein gutes Zeichen seien: Inflation, potentiell steigendes Zinsniveau, die Entwicklung der globalen Weltwirtschaft – es bleibe zu hoffen, dass es nicht zu einer Überhitzung komme.
In Summe gehe man jedoch von einer positiven Entwicklung des Geschäftsverlaufs aus. Gleichzeitig werde man lernen müssen, mit Herausforderungen wie diesen umzugehen und gemeinsam mit Kunden und Partnern nach Lösungen zu suchen. Für das gesamte Unternehmen gelte weiterhin, für die weltweiten Kunden ein verlässlicher Partner zu sein.
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