„Das Exportgeschäft entwickelt sich zunehmend zum Motor der deutschen Möbelindustrie“, so die Fachverbände der deutschen Möbelindustrie in einer gemeinsamen Presseerklärung bei Vorlage der Export- und Außenhandelszahlen. Wie Geschäftsführer Dr. Lucas Heumann mitteilte, nahmen die Exporte der deutschen Möbelindustrie im Jahr 2015 um 10,47 % zu: „Bei Betrachtung der gesamten Möbelindustrie ist dies das stärkste Wachstum im Export seit vielen, vielen Jahren. Damit haben sich die Ausfuhren auch deutlich besser entwickelt als das Inlandsgeschäft, welches für die Möbelindustrie ‚in toto‘ um 4,26 % gewachsen ist.“
Exportwachstum regional deutlich differenziert
Nach Angaben der Fachverbände der deutschen Möbelindustrie – dem Verband der Deutschen Küchenmöbelindustrie, der Deutschen Polstermöbelindustrie und der Deutschen Wohnmöbelindustrie e.V., Herford, – hat sich dieses Wachstum allerdings länderspezifisch sehr unterschiedlich entwickelt.
Während im stärksten Exportmarkt Frankreich faktisch eine Stagnation mit einem nur marginalen Zuwachs von +0,4 % festzustellen war und auch im drittstärksten Markt Österreich das Wachstum mit +1,9 % relativ gering ausgefallen ist, hat sich das Auslandsgeschäft der deutschen Möbelindustrie in Richtung Schweiz mit +9,0 %, Großbritannien mit +10,3 %, den USA mit +25,6 % und Spanien mit 26,2 % überproportional stark entwickelt.
Besonders erfreulich sei, so Dr. Lucas Heumann, die Entwicklung in den Niederlanden: „Dieser Markt war nach der Finanzkrise nicht etwa nur rückläufig, sondern hatte sich faktisch halbiert. Seit 2014 ist allerdings eine deutliche Erholung festzustellen, die sich auch positiv für die deutsche Möbelindustrie auswirkt.“ 2015 stiegen die Exporte in die Niederlande um 6,9 %. Es werde erwartet, dass sich diese Entwicklung in den nächsten Jahren fortsetzen werde.
Einfuhren ebenfalls gestiegen – Polen bleibt Nr. 1
Auch bei den Möbelimporten in die Bundesrepublik hat es Steigerungen gegeben. Erstmalig seit vielen Jahren ist jedoch der Zuwachs beim Import mit +5,36 % geringer ausgefallen als beim Export.
Bei den Importen ist weiterhin Polen an erster Stelle. Von den Gesamtimporten an Möbeln nach Deutschland im Wert von knapp 12 Mrd. €, kommen allein knapp 3 Mrd. € aus Polen und damit ein Anteil zwischen 20 und 25 %. Die polnische Möbelwirtschaft konnte diese Importe zudem auch 2015 steigern, nämlich um 5,6 %. Ebenfalls stark zugenommen haben die Importe aus China mit +14,3 % sowie aus der Tschechischen Republik mit +11,7 %. Gleichbleibend in den letzten Jahren hingegen der Rückgang der Importe aus Italien: im letzten Jahr um weitere -4,2 %.
Küchenmöbelindustrie baut Außenhandelsüberschuss aus
Allerdings nach Teilbranchen betrachtet, gäben die Außenhandelszahlen außerordentlich interessante, unterschiedliche Entwicklungen wieder: Im Bereich der Küchenmöbel gibt es den stärksten Außenhandelsüberschuss der Möbelbranche. Die Exporte an Küchenmöbeln konnten auch 2015 gesteigert werden und zwar in nahezu alle Regionen weltweit. In den zehn wichtigsten Exportmärkten der deutschen Küchenmöbelindustrie seien durchweg Zuwächse realisiert worden, überwiegend sogar zweistellig, was, so Dr. Lucas Heumann, die führende Position der deutschen Küchenmöbelindustrie in Europa und auch weltweit ausdrücklich betone. „Daher ist es nur konsequent, dass die Importe weiter zurückgegangen sind und zwar um knapp -10 %. Die Einfuhr von Küchen nach Deutschland macht wertmäßig so nur ca. 6 % der Exporte aus.“
Deutsche Polster- und Wohnmöbelhersteller im Inland unter Druck
Ganz anders stelle sich demgegenüber nach Angaben der Verbände die Entwicklung in den anderen Möbelsektoren dar. Im Polstermöbelsektor etwa liegen die Importe bei dem Zweieinhalbfachen der Exporte. Hier bestehe also ein deutliches Außenhandelsdefizit. Wobei positiv hervorzuheben sei, dass 2015 erstmalig die Exporte stärker zugenommen haben als die Importe – deren Zuwachs bei +4,43 % lag.
Den stärksten Importdruck spürten z. Zt. die Hersteller von Wohn-, Ess- und Schlafzimmermöbeln. Hier konnte der deutsche Export nur marginal gesteigert werden: nach Angaben des Statistischen Bundesamtes um +0,25 %. Die Importe nach Deutschland hingegen seien um +6,65 % gestiegen. Gerade in diesem Branchensegment sei Polen mit einem Ausfuhr-Zuwachs von +10,8 % der Spitzenreiter mit einem Anteil an den Gesamtimporten in einer Größenordnung von ca. 30 %.
Punkten mit Spitzenqualität, Servicedenken und Logistikoptimierung
Mittel- und langfristig könne nach Angaben der Fachverbände der deutschen Möbelindustrie die einzige Antwort auf diese Entwicklung eine verstärkte Offensive in Sachen Internationalisierung sein. Dabei gelte es, insbesondere in den wichtigsten Exportmärkten die Leistungsmerkmale der deutschen Möbelindustrie zu betonen: nämlich Spitzenqualität der Produkte, höchster Servicestandard sowie eine optimale Logistik mit niedrigen Reklamationsquoten und unterdurchschnittlichen Lieferzeiten. Nur eine so ausgerichtete Exportstrategie, so Dr. Heumann, werde dem zunehmenden Importdruck insbesondere bei Kasten- und Polstermöbeln entgegen zu wirken.
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