Das Krisenjahr 2020 hat auch die Elektroindustrie hart getroffen, bei allen wichtigen Kennziffern musste die Branche Verluste hinnehmen. Das teilte der Verband heute in Frankfurt mit. „Dennoch hat sich die Elektroindustrie etwas besser geschlagen als manch andere Branche des verarbeitenden Gewerbes“, bewertete ZVEI-Präsident Dr. Gunther Kegel die Lage. Für das laufende Jahr erwartet der Verband ein Wachstum in Höhe von fünf Prozent.
Vorkrisenniveau bis 2022 möglich
So ging die Produktion im Vergleich zu 2019 um sieben Prozent zurück, der Umsatz um sechs Prozent. Mit 180 Milliarden Euro erreichten die Erlöse nur das Niveau von 2016. Die Zahl der Beschäftigten ging dank Kurzarbeit nur moderat auf 873.000 zurück. Für 2021 erwartet der ZVEI bei der Produktion ein Plus von fünf Prozent. Damit würden etwa zwei Drittel der Verluste aus dem vergangenen Jahr aufgeholt. Eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau erwartet der Verband im Laufe des Jahres 2022. Diese Prognosen unterliegen allerdings hohen Unsicherheiten. Hierzu gehört auch die Frage, wie lange der aktuelle Lockdown andauern wird. So lautet Dr. Kegels Appell an die Politik: „Ein harter Lockdown der Industrie muss vermieden werden. Nicht Härte, sondern differenzierte Schutzmaßnahmen entscheiden über die erfolgreiche Pandemie-Bekämpfung.“
Chancen der All-Electric-Society
Einen Grund für die vergleichsweise gute Position der Branche sieht Kegel in der immer stärkeren Elektrifizierung und Digitalisierung. Der Trend hin zu einer All-Electric-Society ist eng verbunden mit der Bewältigung des Klimawandels – einer Herausforderung, der man aus seiner Sicht nicht durch Verbote und Verzicht begegnen kann, sondern nur durch den breiten Einsatz von technologischen Innovationen. Hier sieht der ZVEI Präsident die Elektroindustrie in einer Schlüsselposition: „Die All-Electric-Society wird geprägt sein durch die intelligente Kopplung aller klimarelevanten Sektoren. In der durchgängigen Elektrifizierung, Digitalisierung und Automatisierung der Bereiche Energie, Industrie, Gebäude und Mobilität liegt großes Potenzial, um die gesteckten Klimaziele zu erreichen. Das geht nur mit den Innovationen der Elektroindustrie.“
Um die Chancen der All-Electric-Society besser nutzen zu können, sollte die Politik dringend nachjustieren. „Wenn grüner Strom der primäre Energieträger wird, muss er entlastet werden. Daher halten wir an unserer Forderung fest: Die EEG-Umlage muss jetzt rasch gesenkt und perspektivisch abgeschafft werden, der CO2-Preis dagegen steigen. Gleichzeitig müssen klimafreundliche Technologien in der Breite eingesetzt werden, um die nötigen Skalierungseffekte zu erzielen“, so Dr. Kegel weiter.
Europas Stärken ausbauen
Europas Wirtschaft ist hochgradig vernetzt. Corona hat auch hier deutliche Spuren in der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Kontinents hinterlassen. So sind die Branchenexporte der Elektroindustrie nach Europa im Zeitraum von Januar bis November 2020 um 6,5 Prozent auf rund 118 Milliarden Euro zurückgegangen. In die Eurozone sanken sie sogar um 8,4 Prozent auf knapp 58 Milliarden Euro.
„Die Verwundbarkeit Europas hat sich im vergangenen Jahr deutlich gezeigt. Wir warnen davor, die Diskussion über Grenzschließungen in Europa fortzuführen. Der grenzüberschreitende Warenverkehr ist kein wesentlicher Faktor im Pandemiegeschehen und muss aufrechterhalten bleiben. Anderenfalls droht Europa erneut ein massiver wirtschaftlicher Einbruch“, erklärte Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung. Offene Grenzen und weltweite Wertschöpfungsnetzwerke seien elementar. Gleichzeitig müsse Europa bei Schlüsseltechnologien, wie etwa der Mikroelektronik, „technologisch souverän“ bleiben so der ZVEI Vorsitzende weiter.
ZVEI | Die Elektroindustrie – zvei.org
Auch interessant dazu:
Anzeige