Trotz der widrigen Umstände 2020 blickt der Möbelhandel auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Der Küchenmarkt geht als Wachstumstreiber aus der Krise hervor. Er gilt laut IFH sowohl kurz- als auch langfristig als Gewinner des Corona-Jahrs. Das gab Jan Kurth, Geschäftsführer des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie und der Möbelfachverbände, heute in einer virtuellen Pressekonferenz bekannt.
So werde der Möbel-, Küchen- und Einrichtungsfachhandel aller Voraussicht trotz Corona im Jahr 2020 den Umsatz des Vorjahrs mit rund 34,5 Milliarden Euro Jahresbruttoumsatz leicht übertreffen. Dies ergibt sich aus Hochrechnungen auf Basis der ersten zehn Monate 2020 nach Werten des BVDM in Abstimmung mit dem IFH Köln. Für 2021 erwartet der Handelsverband Möbel und Küchen (BVDM) eine relativ stabile Nachfrage, die vom weiteren Pandemiegeschehen abhängt.
Stabile Auftragsentwicklung im Sommer und Herbst
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland sind bekanntermaßen für den Handel seit dem ersten Lockdown im März 2020 unberechenbar: Die Beschäftigungsquote ist mit Beginn des Lockdowns gesunken (im April 402.000 Erwerbstätige weniger als im Vormonat) und das Bruttoinlandsprodukt des zweiten Quartals 2020 im Vergleich zum Vorquartal um 9,8 Prozentpunkte eingebrochen. Dennoch erholte sich die deutsche Wirtschaft im Sommer wieder deutlich, nachdem sie im ersten Halbjahr 2020 im Rekordtempo geschrumpft war. Bis zum zweiten Lockdown konnte die Branche eine stabile Auftragsentwicklung verzeichnen. Die Kunden verspürten einen großen Nachholbedarf und der Umsatzrückgang, der im Frühjahr bei rund 30 bis 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr lag, konnte über den Sommer hinweg wieder aufgeholt werden konnte. Das Instrument der Kurzzeitarbeit, die stabile Lage der Neubaubranche und Trends wie Cocooning, Homing und Homeoffice waren 2020 und sind jetzt eine wichtige Stütze für die Möbelbranche. Gerade bei hochpreisigen Gütern hat sich auch die zeitlich begrenzte Senkung der Mehrwertsteuer positiv auf die Kaufentscheidung ausgewirkt.
Im stationären Handel konnte ein Umsatzwachstum von rund einem Prozent generiert werden. Dem stehen allerdings erhöhte Kosten, bspw. erhöhte Logistikausgaben (Stichwort: Lieferengpässe), entgegen. Für den Bereich Küche wurde 2020 ein Wachstum von rund 8 Prozent erzielt; was zu einem Marktanteil von 39 Prozent führt (Küche inkl. Elektrogeräte).
Das Onlinevolumen im deutschen Handel wird laut IFH im Jahr 2020 zwischen 80 und 88 Milliarden Euro betragen, womit das Wachstum sich im Vergleich zum Vorjahr mindestens verdoppelt hat. Der Onlineanteil am Einzelhandelsumsatz wird 2024 laut IFH somit in der Trendrechnung bei 16,5 Prozent liegen und kann bei zunehmender Dynamik bis auf 19,4 Prozent ansteigen. Die Ausprägung in den einzelnen Branchen unterscheidet sich hierbei. Neben dem reinen Onlineversandhandel hat auch „Click & Collect“ zugelegt.
Laut Bauindustrie und ZDB dürfte der Wohnungsbau, einer der wichtigsten Indikatoren für die Möbelbranche, am besten durch die Corona-Krise kommen und 2020 ein nominales Umsatzwachstum von 4 Prozent erreichen, das 2021 mit 3 Prozent nur geringfügig niedriger ausfallen dürfte. Mit einem Umsatz von 52,6 Milliarden Euro wird der Wohnungsbau auch 2021 die wichtigste Bausparte bleiben.
Wirtschaften im “abgesicherten Modus”
Wichtig für die weitere positive Geschäftsentwicklung sei, so Jan Kurth, dass man Wirtschaft und Verbrauchern eine Perspektive eröffne, die einen mittelfristig möglichen Weg für ein Wirtschaften im “abgesicherten Modus” auf Basis der bereits erprobten Hygienekonzepte eröffne, ohne einen Lockdown bis Ostern in Betracht zu ziehen. Der stationäre Handel müsse digitaler werden und eine Art hybride Mischform entstehen. Kurzfristig müsse beispielsweise die Onlinebuchung von Beratungs- und Verkaufsgesprächen ermöglicht werden. Click & Collect Lösungen seien eine sinnvolle Ergänzung des stationären Handels und können die Besucherströme zusätzlich entzerren. Mit dem Regierungsbeschluss, dass Geschäfte nur noch mit FFP2 Masken betreten werden dürfen, sinke das Infektionsrisiko zusätzlich. Je nach Infektionslage könne zudem die Abstandsfläche auf 50 Quadratmeter pro Kunde erhöht werden.
Zudem sei es an der Zeit, dass von den Messen wieder Impulse für die Beschaffung und für den Einkauf gegeben werden können. Die Koelnmesse hat mit B-Safe4Business Village eindrucksvoll dargestellt, wie unter Einhaltung der Abstands- und Hygienemaßnahmen eine Messe zu Pandemiezeiten funktionieren kann und arbeitet an der Realisierung einer hybriden Living Kitchen, die 2022 endlich wieder stattfinden soll.
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