Im Durchschnitt investieren die Deutschen nur alle 15 Jahre in eine komplett neue Küche. Nicht umsonst gehört sie zu den langlebigen Investitionsgütern. Die Qualität von Möbeln, Geräten, Spülen und Zubehör unterstreicht diese Wertigkeit. Und doch wünscht sich der eine oder andere im Laufe der Jahre ein kleines Face-Lift. In diesem Fall reicht schon oft eine neue Arbeitsplatte, und die Küche sieht aus wie neu. Aber welche Arbeitsplatte ist die richtige? Immerhin gibt es Arbeitsplatten in den verschiedensten Materialien, Farben und Oberflächen.
Die Arbeitsflächen spielen eine zentrale Rolle bei jeder Küchenplanung für die Haupttätigkeiten Vorbereiten, Kochen und Spülen. Dazu kommen Wohnelemente wie Tische oder Theken, einladende Ess- und Sitzplätze. An alle diese Einrichtungskomponenten sind drei Erwartungen geknüpft: Sie sollen gut aussehen. Sie sollen den hohen Anforderungen gewachsen sein, mit denen sie tagtäglich konfrontiert werden. Und sie sollen bis ins Detail dem individuellen Bedarf entsprechen.
Berücksichtigen sollte man bei der Auswahl einer Arbeitsplatte also nicht nur Design und Haptik, sondern auch sachliche Kriterien, wie die Größe der Familie, die eigenen Lebens- bzw. Kochgewohnheiten. Faktoren, die sich übrigens auch auf das in die Arbeitsplatte einzubauende Kochfeld oder die Spüle auswirken.
Materialien mit Charakter
Laminat ist das populärste Arbeitsplattenmaterial. Für diese Kunststoff-Oberfläche werden mehrere mit einem Spezialharz getränkte Papierschichten miteinander verpresst und nach dem Aushärten auf einer Holz-Trägerplatte verleimt. Die Dekorschicht wird eingefärbt oder bedruckt und mit einer Schutzschicht, dem Overlay, versehen. Die Auswahl an Farben und Dekoren ist bei diesem Material nahezu unbegrenzt, wobei vor allem Holz- und Steinnachbildungen sehr authentisch wirken. Laminatarbeitsflächen sind strapazierfähig und pflegeleicht. Obwohl diese Oberfläche sehr widerstandsfähig ist, sollten heiße Töpfe oder Pfannen eher nicht unmittelbar auf die Arbeitsplatte gestellt werden. Auch das Schneiden direkt auf der Arbeitsplatte ist nicht empfehlenswert.
Wer Massivholz mag, liebt auch seine im Laufe der Zeit entstehende Patina. Massivholz ist ein langlebiger, natürlicher und nachwachsender Rohstoff. Alle Massivholz-Arten erzeugen auf natürliche Art und Weise ein gesundes Raumklima. Und kein anderes Material bietet den angenehmen, natürlichen Geruch, die authentische Farbgebung und Maserung sowie die edle Struktur und Haptik von echtem Holz. Es ist atmungsaktiv, pflegeleicht und wirkt antistatisch. Seine warme, angenehme Ausstrahlung ist mit keinem anderen Material vergleichbar. Die Oberflächen der Hartholzplatten sollten regelmäßig mit einem biologischen Pflegeöl behandelt werden, um die Ursprünglichkeit des Holzes in Aussehen, Haptik und Ökologie weitgehend zu bewahren. Normale Verschmutzungen können mit einem Schwamm und Spülmittel oder Seifenwasser entfernt werden. Scharfe oder scheuernde Reinigungsmittel sollte man jedoch vermeiden. Feuchtigkeit ist am besten sofort mit einem trockenen Tuch zu entfernen. Zum Abstellen von heißen Kochgeräten sowie für Schneidarbeiten sollten grundsätzlich ein Untersetzer oder ein Schneidbrett verwendet werden.
Glas ist Trend in der modernen Küchenplanung und an Ästhetik kaum zu überbieten. Es wird aus natürlichen Rohstoffen, wie Quarzsand, Soda und Metalloxiden hergestellt. Der Werkstoff zeichnet sich durch seine glatte, leicht zu reinigende und hygienische Oberfläche aus, Eigenschaften, die auch Arbeitsplatten aus Glas aufweisen. Auch in puncto Designs zeigt sich das Material vielfältig, ob in unterschiedlichsten Unifarben oder bedruckt mit Motivdekoren. Die einfarbigen Designs entstehen übrigens durch das Einbrennen keramischer Farben bei 650°C in das extrem schlag- und stoßfeste Einscheibensicherheitsglas. Wählen kann man jedoch auch zwischen Klarglas und satiniertem Glas. Bei beiden Glasvarianten ist es ratsam, direktes Scheuern, Kratzen und Schneiden zu vermeiden.
Auch Keramik bringt Farbe in die Küche. Arbeitsflächen aus diesem Werkstoff gibt es bereits ab einer Stärke von 1 cm. Keramik besteht aus natürlichen Rohstoffen und ist wie Glas ein Material des täglichen Lebens. Dank neuer innovativer Herstellungsprozesse können dünne Platten in großen Abmessungen produziert werden. Der Pressvorgang bei der Produktion sowie die hohen Temperaturen beim Brennen des Werkstoffes sind Gründe für die außergewöhnlichen Eigenschaften der Oberfläche, wie Kratz- und Abriebfestigkeit. Seine Hitzebeständigkeit ist vergleichbar mit Glas. Auf Grund der Materialzusammensetzung ist Keramik vollkommen UV-beständig. Selbst starke Reinigungsmittel können der glatten porenlosen Oberfläche nichts anhaben. Im Gegensatz zu Naturstein ist keine Versiegelung notwendig. Bakterien, Pilze oder Schimmelkeime können nicht in das Material eindringen. Zudem lässt sich Keramik ganz einfach mit Wasser und handelsüblichen Reinigern säubern.
Naturstein schafft mit seinen einzigartigen Farben und Strukturen Kontraste und fügt sich harmonisch in die Küche ein. Jede Platte ist ein Unikat, setzt markante optische Akzente und lässt sich mit vielen anderen Materialien gut kombinieren. Es gibt ihn ganz nach Wahl in polierter, satinierter und gebürsteter Ausführung. Ein nachträglicher Tausch der Arbeitsplatten ist unkompliziert und verleiht der bestehenden Einrichtung eine völlig neue Optik und wertvolle Ausstrahlung. Aktuelle Farben, die derzeit das Wohndesign prägen, finden sich auch in den Natursteinarbeitsplatten wieder. Creme- und Brauntöne, Asphaltgrau, Sand und Schlamm dominieren und bringen die trendigen Küchen besonders zur Geltung. Als ökologischer Rohstoff enthält Naturstein keinerlei gesundheitsgefährdende Schadstoffe. Naturstein – ein Material das aus Glut und Erde entstanden ist – hält von Natur aus höchsten Temperaturen stand und auch Schnitte und Kratzer lassen ihn kalt. Heute kann fast jede Natursteinart in den unterschiedlichsten Einrichtungsbereichen zum Einsatz kommen. Aufgrund ihrer natürlichen Eigenschaften sind jedoch bestimmte Gesteinsarten für besondere Anforderungen zu empfehlen. Eine Arbeitsplatte aus Kalkstein oder Marmor hat durch ihre Säure- und Kratzempfindlichkeit entscheidende Nachteile gegenüber Granit. Alle Natursteine sind saugfähig und nehmen Flüssigkeit auf. Die Oberfläche sollte daher durch eine lebensmitteltaugliche Imprägnierung geschützt werden. Es kann allerdings auch sein, dass helle Materialien dadurch leicht nachdunkeln. Eine Wischpflege ist am Anfang von Vorteil, danach sind nur noch Wasser und Seife nötig.
Quarzstein wird auch den begeistern, der Naturstein liebt. Seine Ausstrahlung und Haptik erinnern einerseits an echten Stein, andererseits übertrifft er jedoch dessen Eigenschaften in Bezug auf Pflegefreundlichkeit und Hygiene. Quarz ist eines der härtesten, natürlich vorkommenden Materialien. Mischt man natürliche Quarzkristalle mit einem geringen Anteil hochwertiger Polymerharze und Farbpigmente, entsteht Quarzstein. Diese Materialkombination macht die Platte nahezu unverwüstlich. Eine fugenlose Arbeitsplatte über mehrere Ecken? Mit der Mineralwerkstoffarbeitsplatte kein Problem. Alle Stoßkanten der Küchenarbeitsfläche werden fugenlos verschliffen und sind somit unsichtbar.
Die Pflege und Reinigung ist denkbar einfach. Bei porenlosen Quarzsteinvarianten können stark färbende Flüssigkeiten wie z. B. Rote Beete Saft und Rotwein nicht in das Material eindringen. Die Oberfläche ist besonders glatt und dadurch äußerst hygienisch, deshalb sind keine besonderen Pflegemittel notwendig. Für die tägliche Reinigung sind ein Haushaltstuch und etwas Wasser ausreichend. Heiße Töpfe oder Pfannen sollten allerdings nur kurzzeitig auf der Oberfläche abgestellt werden. Ansonsten sollte auch hier eine entsprechende Unterlage zum Einsatz kommen.
Beton zeichnet sich durch eine hohe Stabilität aus und ist deshalb für Küchenarbeitsplatten bestens geeignet ist. Beton lässt sich für Oberflächen an den besonderen Zweck in einer Weise anpassen, wie es kein zweites Material erlaubt. Es handelt sich um einen speziellen Leichtbeton, der durch Zusatzstoffe in seiner Zusammensetzung homogen beschaffen ist. Die mit einem natürlichen Hartwachs lebensmittelecht versiegelten Platten lassen sich wunschgemäß anfertigen und als fertige Bauteile liefern. Betonarbeitsplatten altern mit Würde und bekommen eine Patina, unempfindlicher als Marmor. Die Rohdichte von Beton ist mit Granit zu vergleichen, wobei es Granitsteine gibt, die gegen Säuren resistenter sind. Zu den grundlegenden Eigenschaften von Beton gehört es, dass die Farboberfläche selten homogen ist. Farbchangierungen sind Bestandteil des Produktes und betonen seine Individualität. Der Glanz, der auf einer Sichtbetonoberfläche wahrgenommen werden kann, wird durch die Mischungsformel und das Gießen erzeugt. Durch eine Hydrophobierung der Betonoberfläche wird die Anhaftung von Schmutz erschwert. Das kratz- und reibfeste Material erfordert als Pflege eigentlich nur ein weiches Tuch.
Edelstahlarbeitsplatten
sind in den meisten Profi-Küchen ein Muss: Sie zeichnet sich durch ein zeitloses und industrielles Design aus, schnörkellos und lebensmittelecht. Erhältlich sind sie in den verschiedensten Verarbeitungsvarianten, ob in 5 mm massiv (warmgewalzt) oder abgekantet bis hin zu einer Stärke von 200 mm gefaltet. Spülen und Kochfelder können hier flächenbündig eingeschweißt werden.
Spülen und Kochfelder nach Wunsch
Die meisten Menschen neigen dazu, ein bestimmtes Arbeitsplattenmaterial zu favorisieren. Dabei geraten Spüle oder Kochfeld, die noch eingebaut werden müssen, oft erst einmal in Vergessenheit. Allerdings bestimmen Material und Stärke der Arbeitsplatte mehr oder minder, auf welche Weise ein Kochfeld eingepasst werden kann, oder ob eine Spüle aufgelegt, flächenbündig eingebaut oder untergebaut werden kann.
Greift man nun zur althergebrachten Auflagespüle deren Einbau sich generell als problemlos erweist und sich zudem mit jedem Arbeitsplattenmaterial kombinieren lässt, oder wählt man eine flächenbündig oder eine untergebaute Spüle? Bei den beiden letztgenannten Varianten sind einige Voraussetzungen zu beachten.
Unterbauspülen weisen in etwa dieselben Vorteile auf wie ihre flächenbündigen Pendants und auch sie eignen sich am besten für den Einbau in Arbeitsplatten aus massiven Materialien.
Die Vorteile des flächenbündigen Einbaus der Spüle liegen auf der Hand: Der stufenlose Übergang zwischen Arbeitsplatte und Spüle verbindet beide perfekt und schafft wertvolle zusätzliche Arbeitsfläche. Wasser, Krümel oder sonstige Reste lassen sich direkt ins Spülbecken wischen, denn es gibt keine hindernde Kante am Spülenrand. Geeignet sind flächenbündige Spülen im Wesentlichen für den Einbau in Arbeitsplatten aus massiven, durchgehenden Materialien wie Naturstein, Glas, Quarzstein oder Keramik und Compactplatten. Bei Laminat oder Massivholzplatten zeigt sich das Ganze schwieriger: Hier muss dafür Sorge getragen werden, dass die quellempfindliche Platte mit dem Spülenrand nicht in Kontakt kommt, um das Aufquellen der Platte zu verhindern.
Eine optisch filigrane Arbeitsplatte in einer Stärke von 10 bis 20 mm setzt voluminöse Unterschränke gekonnt in Szene. Um die Stabilität einer so dünnen Arbeitsplatte zu gewährleisten, wird sie durch eine 19 bzw. 46 mm starken Unterfütterungsplatte unter der eigentlichen Arbeitsplatte „verstärkt“. Verdeckt durch die nach oben überstehenden Fronten bleibt die Aufdopplung unsichtbar. So können alle Einbauteile problemlos befestigt werden. Sogar eine Schublade unter dem Kochfeld ist möglich.
Positionierung und Einbau des Kochfelds
Arbeitsplatten werden speziell im Bereich von Geschirrspülmaschinen und Backöfen durch Wasserdampf und Wärme beansprucht. Die Arbeitsplattenunterseite ist daher zusätzlich zu dem bereits aufgebrachten Lacksiegelstrich und der PU-Schmelzkleberversiegelung, durch konstruktive Schutzmaßnahmen zu sichern. Die Gerätehersteller liefern entsprechende Abweisprofile aus Aluminium mit, die unbedingt montiert werden müssen. Die so genannten „Wrasenbleche“ weisen bzw. leiten den Wasserdampf und die Wärmestrahlung ab. Ausschnitte für Kochfelder oder Spülen sind nach Maß- und Positionsangaben bzw. anhand der Montageschablone des Herstellers auszuführen. Die Ausschnittkanten müssen mittels herstellerspezifischer integrierter Trockendichtungen gegen Feuchtigkeit sorgfältig geschützt werden.
Speziell bei Kochfeldern sollte man auf einen zentrierten Einbau und somit ausreichenden Sicherheitsabstand zur Ausschnittkante achten. Als zusätzlicher Schutz gegen die Hitzestrahlung haben sich selbstklebende Aluminiumfolien oder Metallprofile bewährt. Das Kochfeld darf aus Sicherheitsgründen nicht an der Schnittfläche anliegen, da bei gestörtem Betrieb eine Temperaturerhöhung von bis zu 150 K möglich ist. Die verbleibenden Arbeitsplattenstege müssen mindestens 50 mm breit sein.
Aus ergonomischen Gründen sollte der Abstand zwischen Kochfeld und eventuell anschließendem Hochschrank mindestens 300 mm betragen. Der Sicherheitsabstand des Kochfeldherstellers ist zwingend einzuhalten. Das gilt auch für den Abstand zwischen Spüle und Kochfeld. Übrigens: Speziell Installationen von Strom-, Gas- und Wasserversorgung sollten nur von ausgebildeten Personen vorgenommen werden.
Das gilt auch für den flächenbündigen Einbau von Ceran-Kochfeldern. Der Einbau des Kochfeldes über Kältegeräten, Geschirrspülern sowie Wasch- und Trockengeräten ist nicht zulässig. Zu beachten ist, dass die Furniere der Arbeitsplatte mit hitzebeständigem Kleber (100 °C) verarbeitet sind. Damit soll verhindert werden, dass sie sich nicht lösen oder verformen. Die Wandabschlussleisten müssen hitzebeständig sein. Ein flächenbündiges Kochfeld ist nur für den Einbau in Naturstein, Massivholz und geflieste Arbeitsplatten geeignet. Im Kapitel „Einbaumaße“ mit einem entsprechenden Hinweis gekennzeichnete Kochfelder sind auch für den Einbau in Glasarbeitsplatten geeignet. Bei Arbeitsplatten aus anderen Materialien ist es ratsam den herstellerspezifischen Angaben Folge zu leisten. Die lichte Breite des Unterschranks muss mindestens so breit sein wie der innere Arbeitsplattenausschnitt, damit das Kochfeld nach dem Einbau von unten frei zugänglich ist, und der Unterkasten für Wartungszwecke abgenommen werden kann. Ist das Kochfeld nach dem Einbau nicht von unten frei zugänglich, muss das Fugendichtungsmittel entfernt werden, damit das Kochfeld ausgebaut werden kann.
Für welche Lösung man sich auch immer entscheidet, der ortsansässige Küchenspezialist, Schreiner, Steinmetz oder Glasverarbeiter steht mit Rat und Tat zur Seite.
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