Angewandte Wissenschaft „par exellence“: Die FH Bielefeld führt seit einem Jahrzehnt im Auftrag von Miele Experimente und Simulationen im Mieletec-Labor durch – Forschung und Lehre profitieren von der Praxisnähe, Miele untermauert seine Technologieführerschaft. Auf einer Online-Veranstaltung würdigen die Partner die gute Zusammenarbeit.
Leise surrt der fahrerlose Transportwagen Richtung Versandbereich, weicht selbstständig Hindernissen aus und stoppt, wenn Menschen seinen Weg queren. Beladen ist das Vehikel mit drei sogenannten TwoInOne-Geräten – Kochfeld und Dunstabzug in einem, die Bestseller unter den Miele-Induktionskochfeldern aus dem Werk Bünde.
High-end ist nicht nur die Kombination aus Induktionskochfeld und integriertem Wrasenabzug. Einzigartig sind auch die hier gefertigten Modelle, die mit Bratsensoren ausgestattet sind, ein Anbrennen verhindern und Koch oder Köchin per App bei der Zubereitung unterstützen.
Hochschule berät Miele-Entwicklungsteam
„Miele ist in diesem Feld technologisch führend und gehört heute zu den weltweit erfolgreichsten Herstellern von Kochfeldern“, sagt Dr. Volker Ennen, Head of Advanced Development Hobs and Steamers in der Business Unit Cooking bei Miele. „Die führende Position hat ihren Grund unter anderem darin, dass in diesem Familienunternehmen Raum dafür da ist, langfristig zu denken und sich Zeit für die Entwicklung von Innovationen zu nehmen“, so der promovierte Physiker weiter.
Ennen und sein Team arbeiten direkt im Werk Bünde. Von hier aus starten sie Entwicklungsprojekte für die nächste und übernächste Gerätegeneration. Bei der Frage, welche neuen Technologien für künftige Produkte geeignet sind, lässt sich das Team seit zehn Jahren von Experten und Expertinnen der Fachhochschule (FH) Bielefeld beraten.
Hauptfokus Induktion im Mieletec
Damals, im April 2011 wurde das Mieletec ins Leben gerufen, eine Kooperation zwischen dem Unternehmen und der FH. Die Partner hatten sich zum Ziel gesetzt, an Innovationen für Hausgeräte zu arbeiten und Grundlagenforschung insbesondere zum Phänomen des induktiven Garens zu betreiben. „Induktion ist eine besondere Art der Wärmeerzeugung“, erläutert Prof. Dr. Sonja Schöning, die das Mieletec gemeinsam leitet mit Prof. Dr. Christian Schröder, Vizepräsidentfür Forschung und Transfer an der FH. „Bezogen auf das Kochen erzeugtman mithilfe einer Spule unterhalb der Ceranscheibe ein magnetisches Wechselfeld.Im Topfboden entstehen daraufhin Wirbelströme, die Wärme erzeugen,was wiederum für ein wesentlich effizienteres Garen genutzt werden kann.“
Experiment und Simulation arbeiten Hand in Hand
Doch wie genau kommt das Mieletec zu seinen Erkenntnissen? Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beschreiten stets zwei Wege: Experiment und Simulation, wobei beides eng miteinander verknüpft ist. Die Daten aus den Experimenten liefern die Basis, auf der dann Multi-Physik-Simulationen aufgesetzt werden. Die Simulationen ihrerseits bieten dann die Chance, in kurzer Zeit verschiedene Parameter effizient zu variieren, zum Beispiel die Geometrie einer Spule oder die Größe eines Sensors.
„Wenn wir jede Variante bauen würden, über die wir mehr erfahren möchten, müssten wir sehr viel Geld und Arbeitszeit investieren“, erläutert Miele-Entwickler Dr. Ennen. „Stattdessen machen die Kolleginnen und Kollegen im Mieletec lediglich ein Experiment, programmieren eine Simulation, und testen dann mit ein bisschen Computerrechenzeit alle verschiedenen Größen durch.“ Jene Größe, die in der Simulation am besten abgeschnitten hat, wird daraufhin wieder im Experiment getestet – der Kreis schließt sich.
High-tech für ein „agiles Team“
Damit all das professionell von statten gehen kann, gibt es im Mieletec an der FH für die Experimente ein Messlabor, diverse Messgeräte, von denen das Team viele erst auf die verschiedenen Aufgaben hin getrimmt hat, sowie – je nach Aufgabe – das eine oder andere mit Testsensoren gespickte Miele-Gerät. Außerdem stehen Hard- und Software für die Multi-Physik-Simulationen bereit, hinreichend Rechenpower ist ebenfalls vorhanden: 1500 CPU-Kerne, 2.5 Terabyte Arbeitsspeicher, 20 TeraFLOPS Leistung und ein Infiniband-Netzwerk – man muss nicht alles verstehen.
Beide Seiten profitieren erheblich
Für Miele besteht der Vorteil der Zusammenarbeit ganz konkret in den gelieferten Ergebnissen. Darüber hinaus profitiert das Unternehmen davon, frühzeitig in Kontakt mit talentierten Studierenden zu kommen: Mehr als 60 Projekt- und Abschlussarbeiten sind im Rahmen der Zusammenarbeit entstanden, eine von Miele finanzierte Promotion steht unmittelbar vor der Veröffentlichung. Für die FH ergeben sich ebenfalls mehrere Vorteile: „Für die Studierenden ist es eine wertvolle Erfahrung, im Mieletec sehr praxisbezogen arbeiten zu können und schon im Studium zu lernen, wie in einem Unternehmen professionell entwickelt wird“, erläutert Prof. Schöning. „Manchmal profitiert die FH auch davon, dass ein Testaufbau nach dem Abschluss eines Projekts sozusagen ein zweites Leben in der Lehre bekommt, weil wir hier Praktika mit hohem Anwendungsbezug durchführen können.“
Erstes öffentlich gefördertes Forschungsprojekt
Auch die Forschung hat etwas von der kontinuierlichen Zusammenarbeit zwischen FH und Miele im Rahmen des Mieletec: „Es war ein Meilenstein, als wir 2015 unter Beteiligung von Miele erstmals ein öffentliches Forschungsprojekt zur Nanoinduktion einwerben konnten“, erzählt Schöning. In dem Projekt ging es darum, die Induktionsspule noch einmal „ganz neu zu denken“, so die Wissenschaftlerin. „Warum soll induktives Laden von Elektroautos nicht bald auf breiter Front möglich sein? Man fährt einfach über eine im Parkraum versenkte Spule und muss nicht mehr mit lästigen Steckern hantieren.“
Kooperation mit spannenden Perspektiven
Längst hat sich bei Miele herumgesprochen, dass das Mieletec ein kompetenter und agiler Partner ist und keineswegs nur Expertise auf dem Gebiet von Induktion und Dampfgaren besitzt. 30 Projekte haben Miele und das Mieletec in den vergangene zehn Jahren umgesetzt. Einige erfolgreiche Arbeiten für andere Miele-Werke als dem in Bünde sind ebenfalls darunter. „Der Charakter der langfristigen Kooperation ist für uns von der FH das Alleinstellungsmerkmal des Mieletec“, bilanziert Prof. Dr. Christian Schröder, der FHseitig das Leitungsduo mit Prof. Dr. Schöning bildet. „So ergeben sich immer wieder ganz neue Aktivitätsfelder.“
Dr. Markus Miele, geschäftsführender Gesellschafter von Miele, sieht das ähnlich: „Wir sind uns bewusst, dass über das Mieletec weitere Kompetenzfelder der FH zur Verfügung stehen. Sie bieten Potenzial für zukünftige Kooperationen, beispielsweise in den Bereichen Akustik oder Künstliche Intelligenz. Ideen für neue Forschungsprojekte mit der FH werden uns also nicht ausgehen.“
https://www.fh-bielefeld.de/ium/forschung/forschungslabore/mieletec
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