Nach einem erfolgreichen Jahr 2015 ist die deutsche Möbelindustrie für 2016, laut Dirk-Uwe Klaas, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie, anlässlich der Pressekonferenz zur imm cologne 2016, bestens aufgestellt. Möbel „Made in Germany“ seien mehr denn je ein Garant für Leistung und Qualität und dies werde auch am Markt so wahrgenommen. Das belege das Umsatzplus von 5,4 Prozent in den ersten zehn Monaten von 2015. Großen Einfluss habe dabei die starke imm 2015, die wichtige Impulse in den privaten Markt gesetzt habe und mit ihrer internationalen Ausprägung auch die außergewöhnlichen Exporterfolge unterstützte.
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen geben Dirk-Uwe Klaas Anlass, mit einer positiven Entwicklung in diesem Jahr zu rechnen: „Die Wirtschaftsforschungsinstitute sehen in Deutschland für 2016 weiterhin einen moderaten Aufschwung. Die prognostizierten Wachstumsraten variieren zwischen 1,6 Prozent und 2,2 Prozent. Damit setzt sich die positive Entwicklung des vergangenen Jahres fort (Wachstumstempo zwischen 1,7 Prozent und 1,8 Prozent). Der Aufschwung in 2016 wird nach den Prognosen vor allem von den privaten Konsumausgaben getragen. Dabei sollen die privaten Haushalte von einer per Saldo sinkenden Steuer- und Abgabenbelastung und (wie schon 2015) der weiter steigenden Beschäftigung sowie den Lohnabschlüssen profitieren. Nach einhelliger Meinung wird 2016 zudem von einer erheblich steigenden Bautätigkeit geprägt. Insbesondere der private Bausektor wird dabei von den weiterhin historisch niedrigen Zinsen profitieren. Diese zusätzlich errichtete Wohnfläche wird den Einrichtungsbedarf 2016 erheblich stimulieren.“
Grund zur Euphorie bestehe dennoch nicht, denn das Konsumklima 2016 sei mit vielen Fragezeichen versehen: in der zweiten Jahreshälfte 2015 gaben in Deutschland die Konsumindizes deutlich nach. Die weltweiten Krisen werden – und dies ist maßgebliche Grundlage der Käuferlaune – das Vertrauen in Sicherheit und wirtschaftliche Stabilität nicht stärken. Der Importdruck aus Ost und Fernost sei unverändert hoch.
Von Seiten des VDM werde für 2016 ein weiteres, leichtes Umsatzplus von rund einem Prozent erwartet, was nach der kräftigen Steigerung in 2015 einen erneuten Erfolg darstellen könnte.
In den ersten zehn Monaten des letzten Jahres lagen die Erlöse der Herstellerbetriebe mit einem Plus von 5,4 Prozent auf 14,4 Mrd. € spürbar über dem Vorjahresniveau und deutlich über den Erwartungen der Industrie noch zu Jahresbeginn. Das unerwartet gute Konsumklima trug hierzu wesentlich bei. Zum Ende des vergangenen Jahres werde das Umsatzplus voraussichtlich bei guten 5 Prozent liegen.
Erfreulich sei, dass ausweislich der amtlichen Statistik alle Segmente der deutschen Möbelindustrie in den ersten zehn Monaten 2015 am Umsatzwachstum teilhaben konnten.
Der Umsatzanstieg im größten Segment der Branche – bei den Wohnmöbeln und sonstigen Möbeln – betrug nach den amtlichen Zahlen zwar 4,3 Prozent auf 5,9 Mrd. €. Eine verbandsinterne Erhebung zeige, dass das Wachstum der hierbei enthaltenen klassischen Wohnmöbel deutlich darunter liege. Mitgezählt werden in diesem Bereich auch Gartenmöbel, Stahl- und Kunststoffmöbel, Kleinmöbel und Möbelteile, die stärker gewachsen seien. Die Küchenmöbelhersteller verzeichneten als zweitgrößtes Segment der Branche einen deutlichen Umsatzanstieg um 6,1 Prozent auf rund 3,8 Mrd. €. Die Büromöbelindustrie wies mit einem Umsatz von rund 1,7 Mrd. € ein leicht positives Ergebnis aus (+ 1,6 Prozent). Maßgeblich aufgrund starker Exportzahlen registrierten die Hersteller von Polstermöbeln einen spürbaren Anstieg. Deren Umsätze legten von Januar bis Oktober 2015 um 2,9 Prozent auf rund 870 Mio. € zu. Die Ladenmöbelhersteller lagen um 6,3 Prozent über dem Vorjahreswert und erzielten einen Umsatz von rund 1,4 Mrd. €. Auch das kleinste Segment der Branche – die Matratzen – habe mit einem deutlichen Umsatzplus in Höhe von 22,1 Prozent auf rund 780 Mio. € zum positiven Branchenergebnis beigetragen.
Mit der Erholung im Euroraum und den positiven Wirtschaftsaussichten in wichtigen Absatzmärkten wie USA und Großbritannien leistete das Exportgeschäft einen zusätzlichen Beitrag zum Branchenwachstum. Insgesamt stieg der Export in den ersten zehn Monaten 2015 um 5,6 Prozent auf 8,4 Mrd. €. Auf den Märkten außerhalb der EU stimulierte der schwache Euro den Verkauf von Möben „Made in Germany“ zusätzlich. Ein Drittel der deutschen Möbelexporte werde in Nicht-EU-Ländern abgesetzt.
Die Ausfuhren nach Großbritannien konnten um 9,2 Prozent gesteigert werden, die in die Schweiz um 8,7 Prozent. Der niederländische Markt habe seine Wachstumsschwäche überwinden können, die deutschen Möbelexporte legten hier um 6,9 Prozent zu. Im spanischen Markt konnten von Januar bis Oktober 22,4 Prozent mehr deutsche Möbel abgesetzt werden. Die Ausfuhren in den wichtigsten internationalen Absatzmarkt Frankreich seien dagegen um 1,1 Prozent gesunken und auch Österreich entwickelte sich mit minus 0,2 Prozent negativ.
Mehr Möbel konnten nach China (+ 3,7 Prozent) und in die USA (+ 23,9 Prozent) geliefert werden. Dieses positive Signal stimme die Branche zuversichtlich, denn es lasse erkennen, dass die Exportbemühungen der deutschen Möbelhersteller in das außereuropäische Ausland Früchte tragen.
Mit positiven Auswirkungen auf den Möbelexport rechnet der VDM für 2016 durch das Ende der amerikanischen Niedrigzinspolitik, das zu günstigen Wechselkursentwicklungen im Dollarraum führt, wodurch deutsche Produkte dort günstiger werden.
Die Industrieexportquote – dies ist der Anteil der von den heimischen Möbelherstellern direkt ins Ausland gelieferten Ware am Gesamtumsatz der Branche – stieg in den ersten zehn Monaten 2015 auf 31,8 Prozent. Damit erreichte sie einen neuen Rekordwert und verdopplete sich innerhalb der letzten 15 Jahre.
Die Importe stiegen allerdings mit einem Plus von 5,2 Prozent bis Oktober 2015 ebenfalls spürbar, was ein deutlicher Hinweis auf die hohe Wettbewerbsintensität im Inland ist. Damit stammen aktuell nach wie vor fast zwei von drei in Deutschland verkauften Möbeln aus dem Ausland. Die Hauptlieferländer sind nach wie vor Polen (+ 4,7 Prozent), China (+ 18,2 Prozent) und Tschechien (+ 9,9 Prozent). Der Importdruck aus Ost und Fernost ist damit unverändert hoch.
Die Zahl der Betriebe mit 50 und mehr Beschäftigten lag im Durchschnitt der ersten zehn Monate 2015 mit 500 um 3,2 Prozent unter dem Vorjahresniveau (516), die Zahl der Beschäftigten sank geringfügig um 0,7 Prozent auf rund 83.700.
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